Die Not und das Leid sind groß. Doch für Helferinnen und Helfer ist es nicht leicht, sie zu lindern - vor allem in Syrien. Auch aus dem Vatikan kommen Appelle.
Auch am Mittwoch ist die Zahl der Erdbeben-Toten in der Türkei und in Syrien gestiegen. Retter bergen immer mehr Leichen aus den Trümmern der Tausenden eingestürzten Häuser. Insgesamt wurden seit den verheerenden Erdstößen am Montag Tausende Todesopfer gezählt. Auch die Zahl der Verletzten ist groß.
Während der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan die Unglücksregion im Süden seines Landes besuchte und den Betroffenen Unterstützung zusicherte, kamen aus aller Welt Helferteams an. Nach Behördenangaben sind in der Erdbebenregion der Türkei etwa 16.150 Einsatzkräfte in Rettungs- und Suchteams sowie 60.000 freiwillige Helfer im Einsatz - auch aus Deutschland.
Ein 50-köpfiges Team des Technischen Hilfswerks, das auf die Ortung und Rettung von verschütteten Menschen spezialisiert ist, traf am Morgen in der Türkei ein. Die Bundeswehr plant für Donnerstag drei Flüge zur Lieferung von Hilfsgütern. In einer Regierungserklärung bekräftigte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) die Hilfsbereitschaft Deutschlands: "In Katastrophen wie dieser müssen wir zusammenrücken und uns gegenseitig unterstützen."
Im Vatikan rief Papst Franziskus die internationale Gemeinschaft erneut zu Solidarität mit den Betroffenen des Erdbebens auf. Besonders ging er in der Generalaudienz auf die Not in den syrischen Gebieten ein, "die teilweise schon von einem langen Krieg zermartert sind". Die dortige Bevölkerung benötige dringend Hilfe.
Der Botschafter des Papstes in Syrien, Kardinal Mario Zenari, reiste zur Koordinierung von Hilfsmaßnahmen ins syrische Aleppo. Nach Informationen des italienischen katholischen Pressedienstes SIR wollte der Nuntius am Abend in der schwer zerstörten Millionenstadt mit katholischen Bischöfen und anschließend auch mit Kirchenführern anderer Konfessionen über die Lage und Unterstützungsmöglichkeiten beraten.
Allerdings erschweren - im Gegensatz zur Türkei - internationale Sanktionen und Zugangsprobleme die Rettungsarbeiten in dem Bürgerkriegsland. Nach Darstellung von Malteser International können Hilfsorganisationen derzeit nicht direkt in Syrien einreisen. Die Arbeit müsse daher von der Türkei aus koordiniert werden. "Wir setzen die Hilfe für die Menschen im Nordwesten Syriens über langjährige lokale Partnerorganisationen um", so Malteser-Nothilfeleiter Oliver Hochedez.
Die Bundesregierung erklärte indes, Hilfslieferungen für Syrien seien nicht durch Sanktionen beeinträchtigt. "Die EU-Sanktionen richten sich nicht gegen Menschen in Syrien, sondern gegen das Regime und seine Unterstützer, Profiteure der Kriegswirtschaft und Personen, die schwerste Menschenrechtsverletzungen zu verantworten haben", erklärte eine Außenamtssprecherin. Die Sanktionen verböten die Einfuhr weniger Güter. Lebensmittel, schweres Gerät für Bergungen und weitere humanitäre Hilfe seien ausgenommen.
Peter Fuchs, Geschäftsführer der Menschenrechtsorganisation Christian Solidarity International (CSI), hält Sanktionen hingegen durchaus für problematisch. So seien Banküberweisungen nach Syrien und von Syrien unmöglich. "In Deutschland oder Kanada lebende Syrer können daher ihren durch das Erdbeben obdachlos gewordenen Verwandten in Aleppo, Hama oder Latakia kein Geld überweisen." Kein syrisches Krankenhaus könne medizinische Geräte, Ersatzteile, Medikamente oder Generatoren im Ausland kaufen, wenn es diese nicht per Überweisung bezahlen könne.
Auch das Welternährungsprogramm WFP mobilisierte seine Nothilfe. Bis Mittwochmorgen habe man fast 64.000 Menschen in beiden Ländern erreicht, teilte die UN-Organisation mit Hauptsitz Rom mit. Geplant sei, eine halbe Million Menschen zu versorgen. Das Hilfswerk forderte, ungehinderten Zugang nach Nordwest-Syrien zu gewähren, und rief die Staatengemeinschaft zu Spenden in Höhe von umgerechnet 43 Millionen Euro auf.