Trauer im Sommer - So lässt sich die schwere Zeit durchstehen

Wiesenblumen auf der Urne von "urnfold" / © Katharina Scheidig (Urnfold)
Wiesenblumen auf der Urne von "urnfold" / © Katharina Scheidig ( Urnfold )

Leichtigkeit und Ferienspaß: Beides scheint weit weg, wenn man um einen geliebten Menschen trauert. Expertinnen haben Tipps, wie sich gerade im Sommer mit Trauer umgehen lässt: 

- Die Grabbetreuung regeln: Trauernde haben oft ein schlechtes Gefühl dabei, das frische Grab alleine zu lassen, und möchten deshalb nicht verreisen. Das hört die Leiterin des Zentrums für Trauerseelsorge im Frankfurter Nordend, Verena Maria Kitz, immer wieder. Eine Möglichkeit sei, Freunde und Familie zu bitten, in der Abwesenheit auf dem Friedhof vorbeizuschauen.

- Jede Saison bietet Möglichkeiten: Es kann es sich stimmig anfühlen, eine Pflanze auf das Grab zu pflanzen, die nur in den Sommermonaten blüht. Einen ganz praktischen Tipp hat Kitz zudem bezüglich angemessener Kleidung. Auch im Sommer könne man Schwarz tragen, wenn man dies wolle - wichtig sei, auf atmungsaktive Materialien zu achten, damit der Körper nicht überhitze.

- Auf eigene Bedürfnisse achten: Manche Menschen zieht es an einen Ort, den sie gemeinsam mit der verstorbenen Person besucht haben - andere haben Sorge, dort von Erinnerungen übermannt zu werden. "Ausprobieren und im Zweifel langsam herantasten", rät die Familientrauerbegleiterin Mechthild Schroeter-Rupieper: So könne man etwa zunächst an einem langen Wochenende wegfahren statt gleich für vier Wochen. Auch Alternativen wie eine frühzeitige Rückreise könne man sich offenhalten.

- Druck herausnehmen: Richtig sei, was einem selbst gut tue, betont Schroeter-Rupieper. Eine Reise nach einem Verlust sei etwas anderes als ein normaler Erholungsurlaub: Manche suchten eher neue Impulse, andere die Ruhe, manche wollten die Zeit auch bewusst zum Trauern nutzen. Entscheidend sei, sich etwas Gutes zu tun. Viele erleben laut Kitz zudem eine geregelte Tagesstruktur als hilfreich, wenn im Sommer die Vorgaben des Jobs für einige Tage wegfallen.

- Kompromisse finden: Je mehr Menschen von einem Trauerfall betroffen sind, desto unterschiedlicher die Bedürfnisse. Sinnvoll ist laut Schroeter-Rupieper, darüber offen zu sprechen - und möglicherweise statt einer großen Reise zwei kürzere Trips oder Tagesausflüge zu planen, die allen gerecht werden.

- Neue Rituale schaffen: Manche Menschen schreiben ein Urlaubstagebuch mit Briefen an eine verstorbene Person, andere
bringen von jedem Ausflug einen Stein oder eine Muschel mit, die dann aufs Grab kommen. Am Urlaubsort gibt es viele Möglichkeiten, die Erinnerung zu bewahren, sagt Kitz.

- Hilfe suchen: Trauernde im eigenen Umfeld immer wieder ansprechen und ihnen Treffen oder kleine Unternehmungen vorschlagen - dazu rät Kitz. Auch Trauernde könnten überlegen, wen sie um welche Unterstützung bitten, "welche Freundin mich in dieser besonderen Situation ein paar Tage aushält", ergänzt Schroeter-Rupieper. Und: In professionellen Trauergesprächen können Menschen sich bewusst erinnern - oder einfach in geschützter Atmosphäre einmal durchatmen.

(KNA)