Eine Laieninitiative aus Baltimore (US-Bundesstaat Maryland) hat Papst Franziskus mit einer Briefkampagne gebeten, sechs Kandidaten aus der katholischen afroamerikanischen Gemeinschaft heilig zu sprechen. Für alle ist schon ein Seligsprechungsverfahren eröffnet worden:
Pierre Toussaint (1776-1853)
Der haitianische Sklave und spätere Friseur gilt als Mitbegründer der katholischen Wohlfahrt in den Vereinigten Staaten. Er richtete ein Waisenhaus ein und rief die erste Schule für schwarze Kinder ins Leben. Als der Vorgängerbau der St. Patricks-Kathedrale in New York errichtet werden sollte, spendete er reichlich. Aber er durfte die Kathedrale nach ihrer Fertigstellung nicht betreten - weil er schwarz war. Heute liegen Toussaints sterblichen Überreste in der Krypta der neuen St. Patricks-Kathedrale.
Mary Elizabeth Lange (1784-1882)
In der heutigen Dominikanischen Republik zwischen 1784 und 1789 geboren, erhielt sie ihre Schulbildung auf Kuba, bevor sie in die USA floh. Lange ließ sich in Baltimore nieder, wo sie eine Schule und den Orden der Oblatenschwestern der Vorhersehung gründete. Diese gilt als die erste afroamerikanische Ordensgemeinschaft in den USA, als deren Äbtissin sie fungierte.
Henriette Delille (1813-1862)
Henriette Delille war schwarz, aber frei geboren. Sie gründete im Jahr 1842 eine der ersten Ordensgemeinschaften für schwarze Frauen, die "Schwestern von der Heiligen Familie", und widmete sich den religiösen Bedürfnissen der Sklaven - zu einer Zeit, als dies verboten war.
Augustus Tolton (1854-1897)
Augustus (auch Augustine) Tolton gilt als der erste schwarze Priester in den USA. In der Sklaverei geboren, wurde er nach der Flucht mit seiner Familie in die Freiheit katholisch erzogen. Weil ihn kein Priesterseminar aufnehmen wollte, erhielt er eine private Bildung und wurde 1886 in Rom geweiht. Als Priester kümmerte er sich um die seelsorgerische Betreuung der afroamerikanischen Menschen.
Julia Greeley (1833/1848-1918)
Irgendwann zwischen 1833 und 1848 in der Sklaverei geboren, arbeitete sie nach der Abschaffung der Sklaverei als Dienstmädchen für weiße Familien. Sie trat 1880 in Denver in die katholische Kirche ein, wo sie sich als "Engel der Barmherzigkeit" betätigte und gleichzeitig für ihre Frömmigkeit, besonders zum Heiligsten Herzen Jesu, bekannt war.
Thea Bowman (1937-1990)
Thea Bowman trat als Kind mit neun Jahren auf eigenen Wunsch in die katholische Kirche ein und mit 15 bei den Franziskanerinnen von der Ewigen Anbetung. Mit einem enormen Charisma und einer tiefen Frömmigkeit ausgezeichnet, entwickelte sie eine eigene Form der Spiritualität für die afroamerikanische katholische Gemeinschaft. Der Schauspieler Harry Belafonte plante, ihr Leben zu verfilmen.
(KNA / 13.01.2022)