Vor den Teilnehmern der vierten Vollversammlung des Synodalen Wegs zur Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland liegt ein volles Programm. Bei ihrem Treffen vom 8. bis 10. September in Frankfurt wollen die rund 230 Synodalen über insgesamt 14 Papiere beraten. Dazu zählen etwa Texte zur kirchlichen Sexualmoral und zum Zölibat, der verpflichtenden Ehelosigkeit von katholischen Priestern.
Ein anderes Papier spricht sich dafür aus, einen Synodalen Rat in der katholischen Kirche in Deutschland einzurichten. Das aus Bischöfen und Laien besetzte Gremium soll dauerhaft als "Beratungs- und Beschlussorgan" installiert werden. Neun der 14 Texte liegen der Synodalversammlung in Zweiter Lesung vor und könnten damit beschlossen werden.
In einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) warb die Erfurter Theologin Julia Knop, die selbst Mitglied der Synodalversammlung ist, für Reformen. "Kirchliche Lehren und Strukturen sind nicht vom Himmel gefallen, sie sind geschichtlich gewachsen", so Knop: "Genau deshalb können sie auch weiterentwickelt werden. Wenn sie sich in Glauben und Leben nicht mehr bewähren, müssen sie korrigiert werden. Denn sie sind kein Selbstzweck."
Der Augsburger Bischof Bertram Meier dagegen warnte Anfang des Monats in einem Interview der Plattform katholisch.de vor einem zu hohen Tempo beim Synodalen Weg. Er bezeichnete es als legitim, "dass wir in Deutschland Themen behandeln, die uns - vor allem nach dem chronischen Missbrauchsskandal - hautnah betreffen". Aber er halte es für problematisch, vor der von Papst Franziskus einberufenen Weltsynode, die für Oktober 2023 in Rom geplant ist, mit Synodenbeschlüssen auf nationaler Ebene auch weltkirchlich Fakten schaffen zu wollen. Mit Blick auf den Diskussionsbedarf innerhalb der Kirche in Deutschland betonte Meier: "Vergewisserung ist etwas anderes als Vorpreschen."
Der 2019 unter dem Eindruck des Missbrauchsskandals von der Deutschen Bischofskonferenz und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) gestartete Synodale Weg soll nach derzeitigem Planungsstand mit einer fünften Vollversammlung im März in Frankfurt enden.