Die Inquisition bildete sich im Mittelalter heraus, um gegen sogenannte Ketzer vorzugehen, und veränderte sich im Laufe ihrer Geschichte. Ein Überblick:
* MITTELALTER: Im Mittelalter gibt es keine Inquisitionsbehörde, sondern lediglich Inquisitoren. Als solche ernennt im Jahr 1231 Papst Gregor IX. vor allem Dominikaner- und Franziskanermönche. Ab 1252 dürfen sie offiziell Folter einsetzen, um Geständnisse zu erzwingen. Bei Ketzerprozessen kommt auch die Todesstrafe vor, schlimmstenfalls durch Verbrennen. Die Inquisitoren können sie aber nicht verhängen, das tun die weltlichen Gerichte. In der Praxis sind die Strafen häufig aber - die Wissenschaft geht von mehr als 90 Prozent der Fälle aus - geringer und reichen von Haft bis zum Tragen von Bußkreuzen aus Stoff an der Kleidung.
* FRÜHE NEUZEIT: Papst Paul III. gründet 1542 die "Heilige Römische und Universale Inquisition". Diese Behörde soll vor allem gegen die Reformation vorgehen. Sie wacht auch über Infragestellungen des damals gültigen Weltbilds. Der Naturwissenschaftler Galileo Galilei muss seine Veröffentlichungen widerrufen, sein Kollege Giordano Bruno stirbt auf dem Scheiterhaufen. Besonders für ihre Grausamkeit berüchtigt ist die Inquisition in Spanien und in den spanisch beherrschten Niederlanden, weil die spanischen Könige sie als Herrschaftsinstrument gegen politische Gegner nutzen. Auch bei den Hexenverfolgungen vom 15. bis zum 17. Jahrhundert ist die Inquisition teilweise dabei. Die Inquisition, später bekannt als "Heiliges Officium", verfolgt nicht nur Abweichler, sondern auch aus kirchlicher Sicht schädliche Schriften. 1559 erscheint der erste "Index der verbotenen Bücher".
* NEUE ROLLE: Im Laufe der Jahre verschiebt sich der Fokus des Officiums von der Kontrolle der gesamten Gesellschaft auf die Aufrechterhaltung der inneren Ordnung der Kirche. Das letzte Todesurteil verhängt die Inquisition im Jahr 1782 in Sevilla.
* NEUER NAME: Auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) bekennt sich die katholische Kirche zur Meinungs- und Gewissensfreiheit. 1965 wird aus dem Heiligen Officium die Glaubenskongregation, die über die Einheit des Glaubens und der katholischen Lehre wacht. Die äußerste Strafe, die sie verhängen kann, ist das Berufsverbot. Dem Theologen Hans Küng etwa wird die Lehrerlaubnis entzogen. Leiter der Glaubenskongregation ist lange Kardinal Joseph Ratzinger, der spätere und kürzlich verstorbene Papst Benedikt XVI. Er hatte sich für die Öffnung der Archive eingesetzt. (epd)