Der Weltkirchenrat (ÖRK) hat den russischen Krieg in der Ukraine in klaren Worten verurteilt. Der "illegale" und "ungerechtfertigte" Krieg müsse sofort beendet werden, die russischen Truppen müssten sich zurückziehen, heißt es in einer am Donnerstag zum Abschluss der ÖRK-Vollversammlung verabschiedeten Resolution. Der Weltkirchenrat beklagt das Leiden und Sterben sowie die Vertreibung der Zivilbevölkerung. Und benennt die globalen Folgen der Konfrontation mit Russland, darunter beispielsweise die steigenden Lebensmittelpreise, die vor allem arme Gesellschaften hart treffen.
Die europäischen Staaten werden aufgefordert, die "wachsende Militarisierung, Konfrontation und Waffenlieferungen" zu stoppen und stattdessen in zivile Friedenssicherungen zu investieren. Der Dachverband von 350 Kirchen und christlichen Gemeinschaften, darunter viele orthodoxe Kirchen, verpflichtet sich selbst zu intensiveren Bemühungen für Frieden und Dialog.
Zugleich räumt der ÖRK ein, dass die Begegnungen von russischen und ukrainischen Christen während der Vollversammlung keine echten Fortschritte brachten. Die ursprünglich in der Resolution geplante Formulierung über einen "ergebnisorientierten Dialog" zwischen Russen und Ukrainern wurde in der verabschiedeten Endfassung gestrichen. Die ÖRK-Resolution ruft stattdessen nun auch die Christen in Russland dazu auf, dem Krieg laut und deutlich zu widersprechen.
Während der Versammlung hatten Vertreter aus der Ukraine gesagt, sie stünden für echten Dialog bereit, wollten aber nicht die "immer gleichen Lügen und Propaganda aus Moskau" anhören. Ein Dialog sei schwierig, wenn das Gegenüber das eigene Existenzrecht bestreite.
Ein russischer Delegierter warf der ÖRK-Versammlung umgekehrt vor, "einseitig" auf den Konflikt zu schauen und nicht die wirklichen Kriegsursachen zu erkennen. Bei der abschließenden Abstimmung der Resolution signalisierten die russisch-orthodoxen zwar ihren Widerspruch zum Text, meldeten sich aber nicht mehr zu Wort.
Zu Beginn der ÖRK-Konferenz hatte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier der russisch-orthodoxen Kirche in Moskau in scharfen Worten Gotteslästerung und religiöse Rechtfertigung des Kriegs vorgehalten und eine klare Stellungnahme des Weltkirchenrats gefordert. (KNA)