Franziskus ist der erste Papst der Kirchengeschichte aus Lateinamerika. Seine Wahl löste vor zehn Jahren weltweit einen regelrechten Papst-Hype aus. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) zeichnet die zentralen Stationen seiner bisherigen Amtszeit nach:
2013
März: Bergoglio reist zur Wahl eines Nachfolgers von Benedikt XVI. nach Rom, steht aber wegen seines fortgeschrittenen Alters nicht mehr im Fokus der Medien. Für Aufsehen sorgt Bergoglios Rede vor dem Kardinalskollegium, in der er eine radikale Neuorientierung der Kirche anmahnt, "kirchliche Selbstbezogenheit" und einen "theologischen Narzissmus" kritisiert.
13. März: Im fünften Wahlgang wird Bergoglio zum Papst gewählt. Er wählt den Namen Franziskus - ein Novum in der 2.000-jährigen Kirchengeschichte. Franziskus ist der erste Jesuit und der erste Lateinamerikaner im Papstamt, zudem der erste Ordensmann seit 167 Jahren. Schon in den ersten Tagen begeistert Franziskus die Öffentlichkeit durch Demutsgesten und Vorleben von Bescheidenheit und selbst gewählter Armut. Die Rede vom "Papst für die Armen" und vom "Bergoglio-Style" geht um. Er erhält unzählige Einladungen für Auslandsreisen, ökumenische und interreligiöse Begegnungen.
April: Franziskus setzt eine Kommission von Kardinälen zur Ausarbeitung einer Kurienreform ein.
Juli: Viel beachtet wird die Tagesreise von Franziskus zur italienischen Flüchtlingsinsel Lampedusa.
September: Millionen Christen in aller Welt folgen dem Aufruf von Franziskus, für eine friedliche Lösung des Syrien-Konflikts zu fasten und zu beten.
November: Mit dem Schreiben "Evangelii gaudium" legt Franziskus eine Art Regierungs- und Reformprogramm vor. Er erntet dafür viel Lob, aber auch Kritik wegen seiner pauschalen Verdammung des kapitalistischen Wirtschaftssystems.
Dezember: Vom "Time Magazine" wird Franziskus als dritter Papst der Geschichte zur "Person des Jahres" gekürt - Krönung eines medialen "Papst-Hypes" 2013.
2014
Anfang 2014: Immer wieder ruft Franziskus Russland und die Ukraine (vergeblich) zu einer friedlichen Lösung des Krim-Konflikts auf.
Mai: Bei seiner Heilig-Land-Reise nach Jordanien, Israel und in die Palästinensergebiete wirbt Franziskus für Versöhnung im Nahost-Konflikt. Er setzt spektakuläre Friedensgesten, etwa ein Gebet an der israelischen Sperrmauer sowie die symbolische Umarmung dreier Weltreligionen an der Jerusalemer Klagemauer.
Juni: Friedensgebet mit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas und Israels Staatspräsident Schimon Peres in den vatikanischen Gärten.
Oktober: Im Vatikan tagt eine Weltbischofssynode zum Thema Ehe und Familie. Ein zentraler Punkt der Beratungen ist die Seelsorge für wiederverheiratete Geschiedene.
November: Beim Besuch der Türkei trifft Franziskus in Ankara mit Präsident Recep Tayyip Erdogan zusammen. In Istanbul betet er in einer Moschee.
Dezember: Kuba und die USA kündigen nach mehr als einem halben Jahrhundert politischer Eiszeit die Aufnahme diplomatischer Beziehungen an. Angestoßen und vermittelt wurde die Annäherung durch die Vatikan-Diplomatie.
Dezember: Kurz vor Weihnachten macht Franziskus mit einer Philippika vor den versammelten Kurienbehörde weltweit Schlagzeilen. Er zählt darin 15 "Krankheiten" auf, darunter spirituelle Vergessenheit, übertriebene Geschäftigkeit, Lästerei, Neid und Doppelmoral.
2015
Januar: Auf den Philippinen feiert Franziskus mit nach offiziellen Angaben sechs bis sieben Millionen Menschen eine Messe. Dies wäre der größte katholische Gottesdienst aller Zeiten.
April: Franziskus bezeichnet die Verfolgung der Armenier im Ersten Weltkrieg als "ersten Genozid des 20. Jahrhunderts". Die Türkei protestiert scharf.
Juni: Die Umweltenzyklika "Laudato si" macht Schlagzeilen. Darin mahnt Franziskus einen besseren Umgang mit der Umwelt und mit den Menschen an, die in ihr leben.
Juli: Franziskus besucht Bolivien, Ecuador und Paraguay und bittet um Entschuldigung für Vergehen der Kirche an der indigenen Bevölkerung Südamerikas.
September: Bei seiner Reise nach Kuba und in die USA vertieft der Papst seine Versöhnungsbotschaft an die einstigen Feindstaaten. In New York fordert er vor der UNO-Vollversammlung eine gerechtere Machtverteilung in der internationalen Gemeinschaft.
2016
Februar: Franziskus trifft auf Kuba den Moskauer Patriarchen Kyrill I.: die historische erste Begegnung überhaupt zwischen den Oberhäuptern der römisch-katholischen Kirche und der russischen Orthodoxie.
April: Von seinem Besuch in einem Flüchtlingslager auf Lesbos nimmt Franziskus zwölf muslimische Flüchtlinge mit nach Rom.
Franziskus legt das mit Spannung erwartete Abschlusspapier zur Familiensynode vor. Das Dokument "Amoris laetitia" löst eine lebhafte Debatte über den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen aus. Sie gipfelt im November in einem öffentlich gemachten Brief von vier Kardinälen, die Zweifel ("dubia") äußern und vom Papst eine Klarstellung verlangen.
2017
September: In Kolumbien wirbt Franziskus für Versöhnung nach dem Bürgerkrieg und eine Umsetzung der Friedensvereinbarungen mit der Guerilla.
2018
Januar: Der Papstbesuch in Chile wird vom dortigen Missbrauchsskandal überschattet. Später räumt Franziskus "schwere Fehler" bei der Bewertung der Lage ein. Für Mai ruft er alle chilenischen Bischöfe zu einem Krisentreffen in den Vatikan und macht ihnen schwere Vorwürfe. Fast alle bieten ihren Amtsverzicht an; der Papst nimmt acht davon an.
August: Franziskus schreibt einen vier Seiten langen Brief zum Missbrauchsskandal an die Bischöfe der Weltkirche. Im September beruft er für Februar 2019 einen Gipfel der nationalen Bischofskonferenzen weltweit sowie mit Ordensoberen zum Thema ein.
September: In einer historischen Einigung legen der Heilige Stuhl und China einen 70-jährigen Streit über Bischofsernennungen bei - trotz drastischer Warnungen des Hongkonger Kardinals Joseph Zen Ze-kiun und der Sorgen Taiwans, nun den Vatikan als Verbündeten zu verlieren.
Oktober: Bischofssynode im Vatikan über die Lebenssituation und die Begleitung junger Menschen.
2019
Februar: Mit den Vereinigten Arabischen Emiraten besucht Franziskus als erster Papst die Arabische Halbinsel. In Abu Dhabi nimmt er an einer internationalen interreligiösen Begegnung teil und feiert einen öffentlichen Gottesdienst. Mit dem Scheich der Kairoer Al-Azhar-Universität unterzeichnet er eine gemeinsame Erklärung.
Der mit hohen Erwartungen befrachtete Anti-Missbrauchs-Gipfel bringt nach Meinung von Kritikern wenig Zählbares. Experten verweisen darauf, dass damit nun ein weltweites Bewusstsein unter den Bischöfen hergestellt sei.
Juni: Franziskus schreibt den deutschen Katholiken und lobt ihr Engagement und ihre Reformanstrengungen. Zugleich mahnt er Einheit mit der Weltkirche an. Der Brief stößt auf geteiltes Echo und sehr unterschiedliche Interpretationen.
Oktober: Die mit Spannung erwartete Amazonas-Synode bringt Warnungen vor der Zerstörung von Menschenrechten und Umwelt; eine Aufweichung des Pflichtzölibats für Priester bringt sie nicht.
November: In Nagasaki und Hiroshima, den Orten der US-Atombombenabwürfe von 1945, verurteilt der Papst jeden "Gebrauch von Atomenergie zu Kriegszwecken", der "heute mehr denn je ein Verbrechen" sei. "Unmoralisch" seien der Erwerb von spaltbarem Material, die Entwicklung, Konstruktion und die Drohung mit ihnen - mithin schon der Besitz von Atomwaffen.
2020
März-Juni: Die weltweite Corona-Pandemie erfasst für Monate die ganze Welt und auch den Vatikan. Franziskus muss die Osterfeierlichkeiten auf dem menschenleeren Petersplatz und im menschenleeren Petersdom feiern; die Bilder gehen um die Welt. Alle geplanten Großveranstaltungen wie Papstreisen, Eucharistischer Weltkongress, Weltfamilientreffen und Weltjugendtag werden verschoben.
Oktober: Franziskus veröffentlicht seine Enzyklika "Fratelli tutti", die Visionen für eine Menschheit entwirft, die gestärkt aus der Corona-Krise hervorgehen könnte.
2021
Juli: Franziskus schränkt die Feier der sogenannten Alten Messe ein.
Der von Benedikt XVI. 2007 in größerem Umfang erlaubte außerordentliche Ritus darf nur noch unter engeren Auflagen gefeiert werden. Die Ankündigung sorgt für einen Aufschrei in konservativen Kirchenkreisen.
2022
März: Franziskus veröffentlicht seine lange erwartete Kurienreform.
Unter anderem sollen künftig auch männliche wie weibliche Laien zu Behördenleitern ernannt werden können. Der Papst selbst übernimmt die Leitung der Missionsbehörde.
31. Dezember: Franziskus' Vorgänger Benedikt XVI. stirbt im Vatikan. Neuerliche Richtungsdiskussionen bestimmen die folgenden Wochen. (kna/13.03.2023)