Kardinal Woelki fühlt sich durch Berichte der "Bild"-Zeitung über seinen Umgang mit zwei Missbrauchsfällen falsch dargestellt. Gegen die aus seiner Sicht "ehrverletzende Falschberichterstattung" ging er presserechtlich vor und setzte sich überwiegend erfolgreich gegen den Axel-Springer-Verlag durch. Dennoch werden Woelki falsche eidessstaatliche Versicherungen und ein Meineid vorgeworfen. Und die Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen aufgenommen.
Zum einen geht es um Berichte über Missbrauchsvorwürfe gegen den Ex-Präsidenten des Kindermissionswerks "Die Sternsinger", den 2019 verstorbenen Winfried Pilz. Der Geistliche verbrachte seinen Ruhestand im Bistum Dresden-Meißen, das schon von Woelkis Vorgänger, Kardinal Joachim Meisner, nicht über die Vorwürfe informiert worden war. "Bild" schrieb, Woelki habe sich gegen ein Nachholen der Meldung entschieden. Der Kardinal weist das zurück: Er habe vom Fall Pilz erst Ende Juni 2022 erfahren - also wenige Tage bevor das Erzbistum Köln den Fall öffentlich machte.
Vorwurf des Meineids
Der andere Fall bezieht sich auf einen von Woelki beförderten Priester, der 2001 einen damals nicht strafbaren sexuellen Kontakt zu einem 16-jährigen Prostituierten hatte. Der Erzbischof wehrt sich gegen die Darstellung der "Bild", er habe bei der Beförderung im Jahr 2017 von zwei Dokumenten aus der Personalakte des Priesters gewusst - von einer Polizeiwarnung vor dessen Einsatz in der Jugendarbeit und einem Gesprächsprotokoll mit Missbrauchsvorwürfen eines Mannes gegen den Priester.
Der Vorwurf des Meineids basiert auf einer Befragung Woelkis vor Gericht im März vergangenen Jahres. Dabei bekräftigte Woelki seine Aussage und sagte unter Eid: "Die beiden Dokumente, um die es hier geht, habe ich bis heute nicht gesehen." Und: Von dem Gesprächsprotokoll habe ihm "bis heute" niemand etwas berichtet.
Ein Anzeigen-Erstatter sieht darin eine Falschaussage. Er verweist auf einen Brief Woelkis vom November 2018 an den Chef der Glaubenskongregation in Rom, in dem der Erzbischof detailliert von den Vorwürfen gegen den beförderten Priester berichtet und auf das Gesprächsprotokoll Bezug nimmt. Woelki weist den Meineid-Vorwurf zurück. Sein Schreiben nach Rom beziehe sich zwar auf das Gesprächsprotokoll, ohne aber Details zu übernehmen. (KNA/15.05.2024 - 10 Uhr)