Das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) war die bislang letzte beschlussfassende Versammlung aller Bischöfe der katholischen Weltkirche. Rund 2.800 Konzilsväter debattierten im Petersdom darüber, wie die Kirche ihre Botschaft unter den Bedingungen der modernen Welt und von weltanschaulichem Pluralismus verkünden kann. Weitere Themen waren eine Reform von Liturgie und Priesterausbildung, die Einheit der Christen und die Aussöhnung von Kirche und Judentum.
Papst Johannes XXIII. (1958-1963) kündigte das Konzil 1959 kurz nach seiner Wahl an. Es begann am 11. Oktober 1962 und endete nach vier Sitzungsperioden am 8. Dezember 1965 unter Papst Paul VI. (1963-1978). In dieser Zeit erarbeiteten die Konzilsväter 16 Dokumente: 4 Konstitutionen, 9 Dekrete und 3 Erklärungen.
Schlüsseldokumente sind die Konstitutionen. Eine davon formulierte ein neues Kirchenverständnis: ein pilgerndes Gottesvolk, in dem jeder Mitverantwortung trägt. Aus der Konstitution über die Liturgie erwuchs die 1970 umgesetzte Reform des Gottesdienstes sowie die Einführung der Volkssprache. Diese Reform wurde besonders von Traditionalisten kritisiert und führte später zu Abspaltungen.
In der Pastoralkonstitution über die Kirche in der Welt von heute ging es um Fragen der Moderne. Das "Dekret über den Ökumenismus" begründete den Dialog mit den christlichen Konfessionen mit dem Ziel der Einheit der Kirche. In der Erklärung "Dignitatis humanae" bekannten sich die Konzilsväter zur Religionsfreiheit. In der Erklärung "Nostra aetate" öffnete sich die Kirche dem Dialog mit den nichtchristlichen Religionen.
Das Zweite Vatikanum war das 21. ökumenische Konzil der katholischen Kirche. An den Sitzungen nahmen auch mehr als 100 Beobachter nichtkatholischer Kirchen und Gemeinschaften teil. (kna)