Vatikan-Konferenz zum Thema Sterbehilfe

Wider eine "Kultur des Alleinlassens"

Im Vatikan hat am Montag eine internationale Fachtagung über den ethischen Umgang mit Kranken und Sterbenden begonnen. Der Präsident der Päpstlichen Akademie für das Leben, Bischof Elio Sgreccia, begründete die Themenwahl mit einem wachsenden "kulturellen Druck" in Richtung aktiver Sterbehilfe. Papst Benedikt XVI. erteilte zum Auftakt der Tagung jeder Form von aktiver Sterbehilfe eine klare Absage.

 (DR)

Nach einem gesetzgeberischen "Dammbruch" in den Niederlanden, in Belgien,
Dänemark und im US-Bundesstaat Oregon drohe auch in anderen Ländern
eine Legalisierung von Euthanasie, sagte Sgreccia zur Eröffnung.

Der Kurienbischof kritisierte eine zunehmende "Kultur des Alleinlassens von Sterbenden" und eine Unterbewertung ihrer Würde. Zugleich warnte er vor "zweideutigen Mystifikationen und Pseudo-Rechtfertigungen" in Fragen des Todes. Die katholische Kirche müsse ihre Einwände gegen eine aktive Sterbehilfe deutlicher machen. Der Glaube biete eine Unterstützung für den "Übergang vom Tod, vom Akt des Sterbens, zu einem noch wunderbareren Leben", so Sgreccia.

Papst: Gesellschaft überrennt arme und labile Menschen
Benedikt XVI. warnte bei einem Empfang für Teilnehmer des internationalen Ethik-Kongresses im Vatikan nachdrücklich vor einem utilitaristischen
Menschenbild. Eine solche Sicht setze besonders Alte und sozial Schwache unter einen "Euthanasie-Druck". Schon jetzt drohten in einer von der Dynamik der Produktivität und von Wirtschaftszwängen bestimmten Gesellschaft labile Personen und arme Familien überrannt zu werden.

Der Papst forderte für jeden Menschen den Anspruch auf angemessene
medizinische Leistungen zum Erhalt des Lebens ein. Daneben gebe es im
Bereich des medizinisch Machbaren außerordentliche Therapien, die
moralisch erlaubt, aber für keine Seite verpflichtend seien. Besonders bei schweren und langen Erkrankungen müsse es auch Hilfen für die Familienangehörigen des Patienten geben.

An der zweitägigen Konferenz nehmen 520 Mediziner, Philosophen, Juristen und Theologen aus mehr als 30 Ländern teil, darunter auch der deutsche Philosoph Robert Spaemann, der in Köln lehrende Staatsrechtler Wolfram Höfling sowie der Arzt und Bestseller-Autor Manfred Lütz. Die Tagung steht unter dem Thema "An der Seite des unheilbar Kranken und Sterbenden: Ethische und praktische Orientierungen".