Ökumenischer Patriarch blickt Papstbesuch entgegen

Große Erwartungen

Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. knüpft nach eigenen Worten große Erwartungen an den bevorstehenden Besuch Papst Benedikt XVI. in der Türkei. Vor Journalisten unterstrich der griechisch-orthodoxe Patriarch am Montag in Istanbul seine Wertschätzung für Benedikt XVI. und dessen Vorgänger Johannes Paul II. Am Text einer gemeinsamen Erklärung der beiden Kirchenoberhäupter am 29. November in der Istanbuler Georgskathedrale werde derzeit noch gearbeitet.

 (DR)


Patriarch freut sich auf Dialog zwischen Kirchen
Der Ökumenische Patriarch erklärte, der Besuch diene vor allem dem offiziellen Dialog zwischen katholischer und orthodoxer Kirche, der auf theologischer Ebene nach mehrjähriger Unterbrechung vor kurzem in Belgrad wieder aufgenommen wurde. Bartholomaios I. verwies auf den intensiven Dialog seiner Kirche mit dem Islam als auch mit dem Judentum. Daher schätze er sehr, dass sich Rom durch die Aufregungen nach der so genannten Regensburger Rede Benedikt XVI. nicht habe verunsichern lassen und an der Papstreise in die Türkei festgehalten habe.

Der Papst habe in der Folge sein Bedauern über die den Islam betreffenden Missverständnisse in der Rede geäußert. Und dieses Bedauern sei von den Muslimen mit Ausnahme der extremistischen auch angenommen worden, so der Patriarch mit Blick auf die jüngste Erklärung von 38 muslimischen Theologen und Geistlichen. Auch der Leiter der staatlichen Religionsbehörde der Türkei ("Diyanet"), Ali Bardakoglu, zählte zu den Unterzeichnern. Bardakoglu habe bereits angekündigt, dass er dem Papst "in großer Höflichkeit" auch "ernste Fragen" stellen wolle.

"Hoffnungsvolles Zeichen" im Vorfeld
Bartholomaios I. äußerte sich am Rande einer UN-Veranstaltung in Istanbul. Dort legten hochrangige Experten dem scheidenden UNO-Generalsekretär Kofi Annan Vorschläge zur Überwindung der Spannungen zwischen Islam und Westen vor. Auf Einladung des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan nahm auch der Patriarch an der Präsentation der Zwischenbilanz dieses "Dialogs der Kulturen" teil. Diese Einladung Erdogans an den griechisch-orthodoxen Kirchenführer werteten Experten als "hoffnungsvolles Zeichen" im Vorfeld des Papstbesuchs.

Bei der Papstvisite aus Anlass des orthodoxen Andreas-Festes wird es mehrere Begegnungen zwischen Benedikt XVI. und dem Patriarchen geben. Höhepunkt wird die Teilnahme des Papstes an der festlichen Liturgie zum Andreas-Fest sein. Anschließend segnen er und der Patriarch gemeinsam von der Terrasse des Ökumenischen Patriarchats aus das Volk. Der heilige Andreas ist der Patron der Kirche von Konstantinopel.