Pontifikalamt mit Weihbischof Rainer Woelki - Predigt in Bild und Ton

Ostermontag im Kölner Dom

domradio übertrug am Ostermontag das Pontifikalamt mit Weihbischof Rainer Woelki aus dem Hohen Dom zu Köln. Die Domkantorei Köln und die Kölner Domkapelle sang und spielte unter der Leitung von Winfried Krane die Missa brevis, die so genannte "Spatzenmesse", von Wolfgang Amadeus Mozart. Die Orgel spielte der stellvertretende Domorganist Ulrich Brüggemann.

 (DR)

Der Glaube kommt vom Hören. Viele der ersten Frauen und Männer, die sich auf Christus taufen ließen, waren im Judentum zu Hause und darum mit den Geschichten und Gebeten Israels vertraut. Deshalb fiel es ihnen leicht, die Anspielungen der Apostel auf die Schrift zu begreifen. Auch wir Heutigen können uns von den Lesungen des Tages und ihren Verheißungen tragen lassen - den Glauben eigenmächtig ergreifen und festhalten können wir nicht. Der Glaube ist eine Gnadengabe, damals wie heute. Darum verstecke dich nicht, wenn du zweifelst, sondern bitte um Hilfe.

Erste Lesung
Das Buch der Psalmen ist zur Zeit des Petrus ein weit verbreitetes Gebetbuch. Er wird es gut gekannt haben. Trotzdem findet er darin Neues, nun, da das Osterereignis in seinem Herzen nachklingt. Die Einsicht, dass vieles sich anders liest, wenn man es von einem späteren Zeitpunkt aus betrachtet, teilt Petrus mit den großen Geschichtsschreibern der hebräischen Bibel. Auch sie lasen die Erfahrungen der Väter und Mütter Israels vor dem Hintergrund neuer Ereignisse neu. Was einst verheißen wurde, sieht Petrus freudig bestätigt: Unser Leib wird in Sicherheit ruhen.

Zweite Lesung
Dieser Text gilt als älteste schriftliche Urkunde der christlichen Botschaft von der Auferstehung. Paulus sucht wie Petrus die Nähe zur Heiligen Schrift. Was Ostern geschah, ist mit ihrem Zeugnis nicht nur vereinbar, sondern von ihm her notwendig. Doch der Korintherbrief ist nicht nur eine Brücke in die Vergangenheit. Auch die Zukunft, auch wir werden in die Pflicht genommen. Wenn nicht in jeder Generation die Kunde von der Rettung des Herrn aus dem Tod lebendig gehalten wird, verkommt sie zur blassen Erinnerung.

Evangelium
Es ist nicht leicht, das Gute zu erkennen, wenn das Herz in Trauer versinkt. Die beiden Jünger, die sich auf den Weg nach Emmaus gemacht haben, stehen noch unter dem Schock der Passion und des Todes Jesu. Sie hatten gehofft, in dem Mann, der so weise und kraftvoll sprach und handelte, den Messias kennen gelernt zu haben. Doch statt des Heils kam die Schmach des Kreuzes. Erste Beruhigung erhalten sie, als der Unbekannte, den sie auf ihrer Reise treffen, Leiden und Sterben des Herrn in den Kontext der Prophetenworte stellt. Die Jünger dürstet es nach Sinn und der Tod Jesu schien so sinnlos zu sein. Als den Auferstandenen erkennen sie den Fremden aber erst beim gemeinschaftlichen Mahl. Erkennen wir den Herrn, wo zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind?

Oder:

Furcht zeigt sich im heutigen Evangelium ganz unterschiedlich. Auf der Seite der Frauen, die um Jesus getrauert haben, ist es ein Erschrecken vor der Lichtgestalt des Engels. Dieser Furcht ist die Freude nicht fremd: die Freude, dass Jesus wirklich der Macht des Todes entrissen ist. Die Hohenpriester und Ältesten regiert eine andere Furcht: die geheime Furcht vor Jesus noch über seinen Tod hinaus. Diese Furcht führt in den Hass und in die Lüge. Dabei steht, wenn wir die Theologie des Matthäus im Ganzen betrachten, auch den Anklägern Jesu eine Zukunft in Freude offen. Denn bei Matthäus kommt stets die Heilszusage zuerst, gehen die Seligpreisungen den verpflichtenden Geboten voraus. Alle dürfen neu anfangen. Mit Gottes Hilfe und miteinander.

Quelle: "Messbuch" Butzon und Bercker