Herbst-Vollversammlung der katholischen Bischöfe in Fulda - Protestanten reagieren erfreut auf "Gesprächsangebot"

"Eine ökumenische Wohltat"

Der stellvertretende Ratsvorsitzende der evangelischen Kirche in Deutschland, Landesbischof Christoph Kähler, hat das Eröffnungsreferat Kardinal Karl Lehmanns zu Beginn der Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz als "ökumenische Wohltat" gewürdigt. Kardinal Lehmann habe das Selbstverständnis des Katholischen im Anschluss an die Texte des II. Vaticanum so ausgelegt, dass Raum bleibt für "eine ganz grundlegende Anerkennung der authentischen ekklesialen Realität" der nicht-katholischen Kirchen.

 (DR)

Auf die konkreten Anregungen in dem gestrigen Referat hat der stellvertretende Ratsvorsitzende sehr positiv reagiert und eine rasche Prüfung in Aussicht gestellt.

Zum Auftakt der Herbstvollversammlung hatte sich Kardinal Karl Lehmann am Montag skeptisch zum Stand der Ökumene geäußert. Vieles von dem, was in den letzten Jahrzehnten im ökumenischen Gespräch erreicht wurde, sei "in letzter Zeit aus mehreren Gründen nicht mehr präsent, vergessen und auch verdrängt worden", so der Bischofskonferenz-Vorsitzende und Mainzer Bischof am Montag in Fulda.

Das im Juli von der römischen Glaubenskongregation
vorgelegtes Dokument zur Einzigartigkeit der katholischen Kirche hatte bei Protestanten für erhebliche Verstimmung gesorgt. Gegenüber den grundlegenden Einwänden vor allem von evangelischer Seite versuche er, so Lehmann, "das katholische Selbstverständnis besser und verständlicher aus seinen eigenen Gründen heraus darzulegen", so Lehmann.

Vor diesem Hintergrund hatte Kardinal Lehmann sein Referat zur Eröffnung des Herbsttreffens unter die Überschrift gestellt "Zum Selbstverständnis des Katholischen. Zur theologischen Rede von Kirche". Und Lehmann möchte, so ist zu hören, dass die Bischöfe in Fulda intensiv darüber debattieren, wie sie Ökumene verstehen.

Maßgaben zur lateinischen Messe
Folgt man der Tagesordnung, wollen sich die 71 Bischöfe in Fulda in den nächsten Tagen auch mit der Dritten Ökumenischen Versammlung (EÖV3) Anfang September im rumänischen Sibiu und mit den Strukturveränderungen in den deutschen Bistümern befassen. Weitere Themen der Tagung sind die Vorbereitung der Bischofssynode in Rom 2008, der Fortgang der Revision der Einheitsübersetzung der Bibel sowie kirchliche Anliegen für die EU-Regierungskonferenz über den Verfassungsvertrag im Herbst 2007.

Zudem wird es um den am 14. September in Kraft getretenen Erlass Benedikt XVI. gehen, nach dem die alte lateinische Messform in der Fassung von 1962 als "außerordentliche Ausdrucksform" des römischen Ritus wieder mehr gefeiert werden darf. Zuvor war das lediglich in Ausnahmefällen möglich. mehr

Proteste gegen Bischof Müller
Der Gastgebende Bischof Algermissen hatte vor Beginn der Konferenz eine Stellungnahme des Regensburger Bischofs Müller zu den Missbrauchsfällen in dessen Bistum gefordert. Der Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, plant, die Meinung der Geistlichen zu erfragen und am Freitag eine Stellungnahme der Geistlichen vorlegen. Auf seine persönliche Stellungnahme käme es nicht so an, ihn interessiere, wie die anderen Teilnehmer das sähen, sagte Lehmann auf der Pressekonferenz zur Eröffnung der Vollversammlung.

Vor dem Tagungsort der Bischöfe demonstrierte am Montag die Initiative "Wir sind Kirche" mit einer "Mahnwache" gegen die "Vertuschung sexueller Gewalt" durch Kirchenobere.

Die Kirchenexpertin der Grünen, Ulrike Gote, warf dem Regensburger Bischof  vor, er habe nicht nur als Seelsorger, sondern auch als Vorgesetzter "auf ganzer Linie" versagt. Sie appellierte an die Deutsche Bischofskonferenz, das Verhalten Müllers deutlich zurückzuweisen. Er habe durch seine "Fehlentscheidung", den einschlägig vorbestraften Geistlichen erneut mit dem Dienst in einer Pfarrgemeinde zu betrauen, klar gegen Richtlinien der Deutschen Bischofskonferenz verstoßen.

"Dennoch streitet der Bischof nach wie vor starrsinnig jegliche Mitverantwortung ab und demütigt damit die Opfer und ihre Angehörigen ein zweites Mal", sagte die Grünen-Politikerin, die auch Mitglied im Landeskomitee der Katholiken ist.