UN-Entscheid gegen Todesstrafe - Pax Christi kommentiert im domradio

Wind of change?

Die Todesstrafe gehört zu den strittigsten Themen auf dem diplomatischen Parkett der Vereinten Nationen in New York. Dort haben Befürworter-Länder wie China und die USA nun eine Niederlage einstecken müssen. Mit großer Stimmenmehrheit sprach sich der Menschenrechtsausschuss der Vereinten Nationen für eine weltweite Aussetzung der Todesstrafe aus. "Alle Staaten, die auf die Todesstrafe verzichten, werden sich bestärkt fühlen. Die anderen Länder werden sich davon nicht abhalten lassen", kommentiert im domradio-Interview Georg Hörnschemeyer, Präsidiumsmitglied der deutschen Sektion von Pax Christi, die Entscheidung. amnesty international spricht von einem "Meilenstein."

 (DR)

amnesty: historische Chance
In der am Donnerstag in New York mit 99 zu 52 Stimmen bei 33 Enthaltungen angenommenen Entschließung heißt es, dass es keinen abschließenden Beweis für die abschreckende Wirkung der Todesstrafe gebe. Ziel sei es, die Todesstrafe ganz abzuschaffen. Im Dezember soll nun die UN-Vollversammlung über die Entschließung abstimmen. Ihre Resolutionen sind zwar nicht bindend, amnesty sieht dennoch eine "historische Chance" für die Menschenrechte.

ai hatte sich mit der Europäischen Union und anderen Staaten aus aller Welt für einen weltweiten Hinrichtungsstopp eingesetzt.

Sant' Egidio begrüßt den Beschluss gegen die Todesstrafe
Die katholische Gemeinschaft Sant' Egidio nannte die Entschließung einen "Sieg der Menschenrechte". Die "geschichtsträchtige Entscheidung" des UN-Ausschusses kennzeichne eine entscheidende Etappe zur Verwirklichung einer Rechtsordnung, die das Leben respektiere, erklärte Pressesprecher Mario Marazziti am Freitag in Rom.

Sant' Egidio beteiligt sich seit den 90er Jahren maßgeblich am Kampf von Menschenrechtsorganisationen gegen die Todesstrafe.
Erst vor kurzem hatte die Gemeinschaft eine Petition mit fünf Millionen Unterschriften dem Präsidenten der 62.
UN-Vollversammlung, Srgjan Kerim, überreicht. Darin verlangten die Unterzeichner aus 153 Ländern eine weltweite Aussetzung der Exekutionen.

62 UN-Mitglieder halten an der Todesstrafe fest
Von den 192 UN-Mitgliedstaaten haben 88 die Todesstrafe komplett abgeschafft, 42 UN-Staaten wenden sie derzeit nicht an und 62 UN-Mitglieder halten an der Todesstrafe fest. Anlässlich des Internationalen Tages gegen die Todesstrafe (10. Oktober) hatte ai mit einer öffentlichen Aktion in Berlin die UN-Staaten zu einem "Ja" für den Hinrichtungsstopp aufgerufen.

ai beobachtet seit Jahren den Trend zu einer Welt ohne Todesstrafe. Etwa zwei Drittel aller Länder wenden die Todesstrafe nicht mehr an. Doch ein Großteil der Weltbevölkerung lebt nach wie vor in Ländern, in denen die Todesstrafe weiterhin gilt. Weltweit sitzen derzeit mehr als 20.000 Menschen im Todestrakt. 2006 wurden mindestens 1.591 Menschen hingerichtet und 3.861 zum Tode verurteilt.