Finanzamt ermittelt wegen Obama-Auftritt

US-Kirche im Wahlkampfverdacht

In den USA ist die "Vereinigte Kirche Christi" ins Fadenkreuz des Finanzamtes geraten. Schuld ist eine Rede des Präsidentschaftskandidaten Barack Obama bei einer Versammlung der protestantischen Kirche. Theologen verteidigen Obama.

 (DR)

Nach Auffassung der Steuerbehörde verstieß die Ansprache des demokratischen Senators im Juni 2007 möglicherweise gegen ein Gesetz, das Kirchen und anderen steuerbefreiten Einrichtungen parteipolitische Aktivitäten verbietet, wie US-Medien am Mittwoch (Ortszeit) berichteten. Obama ist Mitglied der protestantischen "Vereinigten Kirche Christi".

John Thomas, Präsident der 1,2 Millionen Mitglieder zählenden Kirche, verurteilte die Ermittlungen als Einschüchterungsversuch. Obama sei noch gar nicht Präsidentschaftskandidat gewesen, als man ihn ein Jahr vor der Versammlung eingeladen habe. Die Steuerbehörde habe die Kirche am Montag von dem Ermittlungsverfahrens informiert.

Ermittlungen der Steuerbehörde dauern oft mehrere Jahre
Die Theologin Susan Thistlethwaite, Präsidentin eines theologischen Seminars in Chicago, warf dem Finanzamt politische Motive vor. Obamas Rede sei keine Wahlrede gewesen, sondern eine tiefgründige Ansprache über seinen Glauben. Obama hatte unter anderem über seine Bekehrung berichtet und betont, dass sein Glaube sich auf sein politisches und gesellschaftliches Engagement auswirke.

Ermittlungen der Steuerbehörde dauern oft mehrere Jahre. Gegenwärtig wird auch gegen die evangelikale Liberty Universität in Virginia ermittelt, die den republikanischen Kandidaten Mike Huckabee unterstützt. Überprüft wird auch eine römisch-katholische Diözese, die vor der Wahl des inzwischen aus dem Präsidentschafsrennen ausgeschiedenen republikanischen Kandidaten Rudy Giuliani abgeraten hatte. Guiliani hatte sich nicht gegen Abtreibungen ausgesprochen.