Schwerpunkt: Gründung des Staates Israel

Woche der Brüderlichkeit

Die bundesweite "Woche der Brüderlichkeit" richtet sich seit 1952 gegen weltanschaulichen Fanatismus und religiöse Intoleranz. Bei der Eröffnungsfeier am Sonntag wurde der israelische Unternehmer Stef Wertheimer mit der diesjährigen Buber-Rosenzweig-Medaille geehrt. "Ein großer Visionär", begründet Mitveranstalter Henry Brandt im domradio die Entscheidung.

 (DR)

Zum Auftakt der diesjährigen "Woche der Brüderlichkeit" hat Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) zu Toleranz und Respekt im Umgang mit Menschen anderer Religion und Kultur aufgerufen. "Ein gedeihliches Miteinander setzt heute mehr denn je voraus, dass die Menschen bereit sind, die Unterschiede in Herkunft, Religion und Kultur anzuerkennen", sagte Schäuble am Sonntag in Düsseldorf. Die "Woche der Brüderlichkeit" wird von den Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit seit 1952 organisiert. Sie erinnert in diesem Jahr mit bundesweit rund tausend Veranstaltungen an die Gründung des Staates Israel vor 60 Jahren.

Das friedliche Zusammenleben der Völker und Religionen in Deutschland braucht nach Schäubles Worten die Aufarbeitung des NS-Vergangenheit. Aber auch der "Austausch im Hier und Jetzt" sei notwendig, um Ausgrenzung und Hass vorzubeugen. Das Miteinander von "Juden, Christen und Muslimen fällt uns nicht in den Schoß", mahnte der Innenminister. Eine solche Verständigung von Menschen unterschiedlicher Religion und Weltanschauung gehöre aber "zum geistigen Fundament unserer Freiheitsordnung".

Buber-Rosenzweig-Medaille
Bei der Eröffnungsfeier wurde der israelische Unternehmer Stef Wertheimer mit der diesjährigen Buber-Rosenzweig-Medaille geehrt. Er setzt sich mit verschiedenen Arbeitsprojekten für Frieden im Nahen Osten ein. Schäuble würdigte die Industrieparks des 81-jährigen Managers als Modelle des Zusammenlebens. Sie vermittelten, dass Arbeit den Menschen Würde gebe und Lebenschancen eröffne: "Dort erschließen sich Israelis und Palästinensern, Juden und Muslimen vielfach gemeinsame Zukunftsperspektiven."

Der Deutsche Koordinierungsrat der 83 Gesellschaften für Christlich- Jüdische Zusammenarbeit, der die Auszeichnung verleiht, würdigte Wertheimer als Visionär und Realisten zugleich. Sein eigener ökonomischer Erfolg sei dem in Deutschland geborenen Industriellen nie genug gewesen, betonte der evangelische Präsident des Koordinierungsrates, Ricklef Münnich. "Vielmehr setzte er alles daran, dass neben Israel auch die Palästinenser und die arabischen Nachbarn wirtschaftlich vorankommen."

Wertheimer selbst nannte Gewaltfreiheit den einzig möglichen Weg zu einer friedlichen Koexistenz von Israelis und Palästinensern. Er "hoffe, dass die Palästinenser bald ein eigenes Land haben", sagte der aus dem badischen Kippenheim stammende Unternehmer und mahnte: "Wir müssen Orte schaffen, an den Juden und Araber friedlich miteinander leben und arbeiten können." Zudem seien Menschen, die Arbeit, Ausbildung und Erziehung hätten, für Gewalt und Terrorismus verloren.

"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist"
NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) würdigte die "Woche der Brüderlichkeit" als Institution, deren Impulse den Menschen als Orientierung und Signal für die Zukunft dienten. Es gehe darum, den Dialog zu suchen und kulturelle wie religiöse Grenzen zu überschreiten, sagte Rüttgers auf einem Empfang.

Das diesjährige Motto der Woche der Brüderlichkeit, der Satz "Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist" des israelischen Politikers David Ben Gurion, erinnert an die israelische Staatsgründung vor 60 Jahren. Seit 1968 wird zum Auftakt der "Woche der Brüderlichkeit" die Buber-Rosenzweig-Medaille für Verdienste um den christlich-jüdischen Dialog verliehen. Namenspatrone sind die jüdischen Philosophen Martin Buber (1878-1965) und Franz Rosenzweig (1886-1929).