Anden-Kirchen intervenieren in der Kolumbien-Krise

Appell für Frieden und gute Nachbarschaft

Mit einer gemeinsamen diplomatischen Offensive versuchen die Bischöfe Venezuelas, Ecuadors und Kolumbiens, einen militärischen Konflikt zwischen ihren Ländern zu verhindern. «In einem Krieg verlieren alle, im Frieden gewinnen alle», sagte der Vizepräsident der Venezolanischen Bischofskonferenz, Erzbischof Roberto Lückert, der Tageszeitung «El Diario Catolico de Venezuela». Er fügte hinzu: «Wir sind verbrüderte Nationen, denen der Krieg fremd ist.» Der Erzbischof von Coro forderte die Politiker auf, «zum ehrlichen Dialog» zurückzukehren.

Autor/in:
Tobias Käufer
 (DR)

Derweil rief der venezolanische Kardinal Jorge Urosa Savino Staatspräsident Hugo Chavez auf, sich nicht in den diplomatischen Konflikt zwischen Ecuador und Kolumbien «einzumischen». Es sei «ein Problem dieser beiden Länder, und aus dieser Angelegenheit sollten wir uns heraushalten.» Auch die Ecuadorianische Bischofskonferenz schaltete sich in die Bemühungen ein und erklärte, Kolumbien und Ecuador seien traditionell gute Nachbarn mit engen Verbindungen.
Zugleich verurteilte die Kirche Ecuadors den Militärschlag Kolumbiens auf ecuadorianischem Gebiet, «weil Gewalt nur noch mehr Gewalt hervorrufen wird».

Die kolumbianischen Bischöfe riefen für diesen Freitag zu einem Friedensgebet auf. In den Mittagstunden sollten die Kolumbianer überall gemeinsam beten, «damit der Herr unsere Regierenden erleuchtet und sie den unschätzbaren Wert des Friedens erkennen», so der Generalsekretär der Bischofskonferenz, Fabian Marulanda Lopez. In Bogota tagen derzeit auf Einladung des Lateinamerikanischen Bischofsrates (CELAM) die Generalsekretäre der nationalen Bischofskonferenzen, um Fragen der Mission in Lateinamerika zu diskutieren.

Am Samstag war die Nummer Zwei der Rebellengruppe «Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens» (FARC), Kommandant Raul Reyes, bei einem Feuergefecht auf ecuadorianischem Gebiet von kolumbianischem Militär getötet worden. Ecuador hatte gegen die Grenzverletzung protestiert und die diplomatischen Beziehungen zu Kolumbien abgebrochen. Auch Venezuelas Präsident Chavez verurteilte die Aktion und drohte mit einem Militärschlag. Beide Staaten verlegten Truppen an die Grenze zu Kolumbien.

Die Führung in Bogota erklärte ihrerseits, man habe auf Reyes'
Computer Beweise dafür gefunden, dass Venezuela und Ecuador die linksgerichtete FARC unterstützten und ihre Kämpfer frei von beiden Ländern aus operieren könnten. Die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) kritisierte den kolumbianischen Truppenvorstoß als Verletzung der Souveränität des Nachbarlandes, verurteilte Kolumbien aber nicht.

In der Gewalt der FARC befinden sich etwa 1.000 Geiseln. Über dieses Druckmittel versucht sie, inhaftierte Mitglieder freizupressen und als politische Gruppierung anerkannt zu werden. Die USA und die EU stufen die Gruppe als Terrororganisation ein. Nach kolumbianischen Angaben diente die Militäraktion am Samstag auch der Befreiung von Geiseln.

Seit mehr als sechs Jahren ist unter anderem die ehemalige kolumbianische Präsidentschaftskandidatin Ingrid Betancourt unter den Festgehaltenen. Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy erklärte in einem Interview mit dem kolumbianischen TV-Sender am Mittwochabend (Ortszeit), dass erst die Freilassung der Franco-Kolombianerin den Weg für eine Anerkennung der FARC als politische Organisation freimachen könnte.