Bistum Regensburg weist Geldforderungen von Missbrauchsopfern zurück

Seelsorgerische Unterstützung

Das Bistum Regensburg weist Geldforderungen von Missbrauchsopfern des ehemaligen Pfarrers von Riekofen zurück. Es gebe dafür "rechtlich keine Grundlage", sagte ein Bistumssprecher am Montag in Regensburg auf ddp-Anfrage. Finanzielle Hilfe habe den Kindern lediglich der Pfarrer zugesagt und auch bereits geleistet. Das Bistum habe ausschließlich seelsorgerische Unterstützung angeboten sowie die Vermittlung einer Therapie.

 (DR)

Der Schock in der kleinen oberpfälzischen Gemeinde vor einem Jahr war groß. Fassungslos und ungläubig reagierten die meisten Einwohner Riekofens im vergangenen Sommer auf die Nachricht, ihr beliebter Pfarrer Peter K. habe einen elfjährigen Ministranten sexuell missbraucht. Den Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller brachte der Fall in arge Bedrängnis - denn es stellte sich heraus, dass die Diözese längst gewusst hatte, dass der Geistliche bereits wegen Kindesmissbrauchs vorbestraft war. Am Donnerstag (13. März) muss sich Peter K. vor dem Landgericht Regensburg verantworten.

Vermindert schuldfähig?
Der Anwalt des Pfarrers, Alois Kölbl, kündigte eine Aussage des 40-Jährigen in dem auf nur einen Tag anberaumten Prozess an. "Mein Mandant ist geständig", betonte er im ddp-Interview. Damit solle dem heute 14-jährigen Opfer eine Aussage vor Gericht erspart bleiben. Laut Anklage soll Peter K., der seit August 2007 in Untersuchungshaft sitzt, sich in 22 Fällen an dem damaligen Ministranten vergriffen haben. Kölbl will anhand eines Gutachtens aber beweisen, dass sein Mandant "wegen einer Bewusstseinsstörung" vermindert schuldfähig ist: Dem Priester wird eine "homoerotische Kernpädophilie" attestiert. Dem Angeklagten drohen im Falle einer Verurteilung bis zu 15 Jahre Haft.

Für Empörung sorgte der Fall vor allem, weil die Neigungen von Peter K. seit Jahren bekannt waren. Der Geistliche war im Jahr 2000 als Kaplan im niederbayerischen Viechtach schon wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern verurteilt worden. Damals kam er mit einem Jahr Haft auf Bewährung davon. Während seiner dreijährigen Bewährungszeit arbeitete er in einem Altenheim. 2004 setzte ihn der Regensburger Bischof jedoch wieder in einer Gemeinde ein. Peter K. kam nach Riekofen und durfte sogar als Religionslehrer an einer Grundschule unterrichten.

Bistum unter Druck
Bistumssprecher Jakob Schörz versicherte im ddp-Interview, der langjährige Psychotherapeut des Priesters habe zuvor in seinem Abschlussgutachten ausgeschlossen, dass der Mann eine "fixierte Pädophilie" habe. Es habe sich demnach bei den Übergriffen in Viechtach um ein "einmaliges regressives Verhalten" gehandelt. Das Gutachten habe in Aussicht gestellt, "dass er wieder eingesetzt werden könne". Aus diesem Grund habe die Versetzung des Pfarrers nach Riekofen nach Ansicht des Bistums auch nicht gegen die Richtlinien der Deutschen Bischofskonferenz verstoßen, wonach pädophile Priester nicht mehr an Stellen tätig werden dürfen, an denen sie mit Kindern oder Jugendlichen in Kontakt kommen.

Mit dem Jungen hat die Diözese bislang keinen Kontakt aufgenommen. "Uns war der Name bis jetzt noch nicht bekannt", rechtfertigte sich Schörz. Zudem habe man dem Vorwurf vorbeugen wollen, den Prozess zu beeinflussen. Im Anschluss an das Verfahren wolle das Bistum dem Opfer aus Riekofen aber "auf jeden Fall psychotherapeutische Maßnahmen anbieten".

Seelsorgerische Unterstützung
Eine solche Offerte ist für die in den 90er Jahren missbrauchten Kinder aus Viechtach allerdings offenbar nicht angedacht. In der vergangenen Woche erreichte das Bistum ein Brief der betroffenen Familie aus Niederbayern. Diese fordert darin von Peter K. und der Diözese 21 500 Euro, um für ihre beiden missbrauchen Söhne eine weitere Therapie zu finanzieren. Das Bistum lehnte eine Geldzahlung mit der Begründung ab, man habe von Anfang an nur seelsorgerische Unterstützung angeboten oder die Vermittlung einer Therapie.

Für Geldforderungen an das Bistum gäbe es "rechtlich keine Grundlage", sagte ein Bistumssprecher am Montag in Regensburg auf ddp-Anfrage. Finanzielle Hilfe habe den Kindern lediglich der Pfarrer zugesagt und auch bereits geleistet.

Die Familie aus dem niederbayerischen Viechtach habe bereits Ende 2007 eine monatliche Entschädigungszahlung von der Diözese gefordert und sei schon damals abgewiesen worden.

Ebenso unnachgiebig gibt sich Bischof Müller. Trotz des großen Drucks der Öffentlichkeit wehrte er sich bislang gegen eine Entschuldigung für das Einsetzen des vorbestraften Pfarrers in Riekofen. Bistumssprecher Schörz betonte: "Die Schuld liegt ja beim Täter selbst, nicht beim Bischof."

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