Erzbischof Marx beklagt zu niedrige Löhne

"Wer arbeitet, sollte mehr haben als ein Arbeitsloser"

Die Löhne in Deutschland sind nach Ansicht des Erzbischofs von München und Freising, Reinhard Marx, im unteren Bereich nicht ausreichend. "Die Löhne sind einfach zu niedrig. Wer arbeitet, sollte mehr haben als ein Arbeitsloser", sagte Marx der "Bild am Sonntag".

 (DR)

Aus Gründen der Gerechtigkeit müsse da ein Abstand sein. "Der Staat muss aber einem Alg-II-Empfänger auch so viel geben, dass er seine Kinder anständig ernähren kann."

Die soziale Lage in Deutschland sei schwierig, so der katholische Bischof. In der Mittelschicht sei die Angst abzusteigen, größer geworden. Zudem wachse die Kluft zwischen armen und reichen Menschen. Marx: "Viele Jugendliche ohne Ausbildung geraten fast automatisch in prekäre Lebenslagen. Die Situation ist durchaus angespannt."

Marx fordert Festhalten am Zölibat
In dem Interview äußerte sich Marx auch zum Zölibat. Er wolle die Ehelosigkeit der Priester nicht zur Disposition zu stellen, so Marx. "Es geht da nicht um ein 'mittelalterliches' Gebot, das sich die katholische Kirche einfach ausgedacht hat, sondern darum, die Lebensweise Jesu als Berufung zu leben." In der Kirche gebe es von Anfang an Menschen, die auf Familie um des Himmelreiches willen verzichteten.

"Jesus sagt selbst, es gibt diese Lebensform und ich empfehle sie. Sie ist für das geistliche Leben der Kirche ein großer Schatz, auf den wir nicht verzichten sollten", sagte Marx. Die Katholische Kirche habe durch die Ehelosigkeit der Priester und Ordensleute eine Kraft entfaltet, die beispiellos sei gegenüber anderen Konfessionen. "Sie ermöglicht mobile Einsatzfähigkeit und ist geprägt von der Bereitschaft, das ganze Leben zu geben, die weltlichen Fragen hintanzustellen", sagte Marx.