Sydneys Countdown - noch drei Monate bis zum Weltjugendtag

Benedetto, Barangaroo, banges Warten

In drei Monaten wird die katholische Jugend der Welt in Sydney erwartet: Für den 15. bis 20. Juli lädt die Kirche zum Weltjugendtag. Die Veranstalter rechnen mit rund 250.000 Dauerpilgern aus Australien und der Welt - plus "Benedetto", wie der katholische Nachwuchs Papst Benedikt XVI. auf dem WJT vor drei Jahren in Köln frenetisch feierte. Und das Gastgeberland ist sich sicher: Der Weltjugendtag 2008 wird das größte Ereignis, das Australien je gesehen hat - größer als die Olympischen Spiele 2000.

 (DR)

In den katholischen Gemeinden Australiens freuen sich die jungen Katholiken auf die Begegnung mit ihren Glaubensbrüdern und -schwestern aus mehr als 170 Ländern. Doch: Es ist noch eine offene Frage, ob tatsächlich die offiziell angekündigten 125.000 internationalen Pilger die Reise nach down under antreten werden. Der hohe Wechselkurs des australischen Dollars, aber auch die sehr teuren Flugtickets von den USA und Europa machen die Pilgertour zu einer ziemlich kostspieligen Reise.

Drei Monate vor dem feierlichen Eröffnungsgottesdienst am Uferstreifen Barangaroo in Sydneys Hafenbucht haben jedenfalls erst weniger als zehn Prozent der 125.000 Anreisewilligen ein Einreisevisum beantragt und erhalten; darunter sind 3.249 Pilger aus den USA, 1.261 aus Deutschland und 970 aus Polen. Die schlechte Visa-Situation bereitet den WJT-Organisatoren offiziell noch kein Kopfzerbrechen. Hanna zeigt sich zuversichtlich, dass alle angemeldeten Pilger auch ein Visum beantragen werden. Intern sieht man die bescheidene Zahl der Visa freilich mit Sorge. Jeder Pilger weniger hat einen unmittelbaren Einfluss auf das Budget, das zum größten Teil auf die Teilnehmergebühren angewiesen ist.

Neue kommerzielle Wege
Neue kommerzielle Wege geht der Orden der Sisters of St Joseph. Das Beten am Grab der seligen Mary McKillop (1842-1909) wird für die WJT-Pilger nur gegen Gebühr möglich sein. Für das Premium- Paket einschließlich Frühmesse, einem Gebet am Grab der Ordensgründerin und Frühstück kostet umgerechnet 33 Euro. Der Orden begründet das mit dem erwarteten Ansturm von täglich 25.000 Pilgern an das Grab der Nonne, die gute Aussichten hat, Australiens erste Heilige zu werden. Versuche, Sponsoren aus der Wirtschaft zu finden, seien gescheitert, so Schwester Mary Ellen O'Donoghue. Daher habe der Orden eigene Wege zur Deckung der Kosten von umgerechnet 588.600 Euro für Sicherheit, Absperrgitter, Toiletten und Reinigung finden müssen.

Für Großveranstaltungen wie eine Life-Inszenierung der Kreuzwegstationen Christi wird der WJT die Innenstadt fünf Tage lang mit Beschlag belegen - zum Verdruss vieler Sydneysider. Das werde "zu einer Unterbrechung des gewöhnlichen Tagesablaufs in bisher ungekanntem Ausmaß führen", warnt Verkehrsminister John Watkins und rät den Bürgern, die in der Innenstadt arbeiten: "Nehmen Sie während des WJT Urlaub."

"Sydney wird erobert von jungen Menschen"
Als Ausgleich für solche Unannehmlichkeiten verweisen die WJT-Organisatoren auf eine Studie der Handelskammer Sydney. Demnach werden ausgabefreudige Pilger 135 Millionen Euro in den Kassen der Hotels, Cafes und Restaurants klingeln lassen. Schon spottet die Tageszeitung "The Age" angesichts des allmählich beginnenden Merchandising-Geschäfts mit T-Shirts, Gebetskarten, Rosenkränzen und Baseballkappen: "Oh when the saints are cashing in".

Den Chef-Koordinator des WJT, Weihbischof Anthony Fisher, fechten solche Schlagzeilen nicht an. "Wir hatten niemals etwas Vergleichbares in Australien", sagt er zuversichtlich. "Sydney wird erobert von jungen Menschen. Und wir wollen, dass die Leute in der Welt wissen, dass unsere Arme weit für sie geöffnet sind."

Von Michael Lenz (KNA)