Babyklappen-Betreiber einigen sich auf Kontrollstandards

Sicherheit oberstes Gebot

Nach dem Aufsehen erregenden Tod eines Neugeborenen vor einer Babyklappe in Hannover haben sich die Betreiber des "Babykörbchens" für Findelkinder in Niedersachsen auf gemeinsame Qualitäts- und Kontrollkriterien verständigt. "Die Sicherheit und Funktionsfähigkeit der Babykörbchen sind für mich oberstes Gebot", sagte Sozialministerin Mechthild Ross-Luttmann (CDU) am Montag in Hannover. Künftig soll in regelmäßigen Abständen überprüft werden, ob die Babykörbchen mit einer Klappe und einem Wärmebett dahinter zuverlässig funktionieren.

 (DR)

Die Diskussion um die Standards war durch einen toten Säugling ausgelöst worden, der Anfang Januar in einer Stofftasche erfroren vor dem Babykörbchen am Krankenhaus Friederikenstift in Hannover gefunden wurde. Nach einem Gutachten der Staatsanwaltschaft war die Klappe zum Babykörbchen verzogen. Am Griff wurden DNA-Spuren der Mutter gefunden.

Künftig sollen die technischen Vorrichtungen verbindlich mindestens einmal im Jahr durch einen Fachbetrieb gewartet werden. Darüber hinaus werden sie vierteljährlich auf äußerlich erkennbare Schäden und auf ihre Funktionstüchtigkeit überprüft. Weitere «engmaschige» Prüfungen wollen die Träger selbst veranlassen. Die Abstände zwischen den einzelnen Prüfungen würden damit erheblich kürzer als bisher, sagte Barbara Witthohn vom «Netzwerk Mirjam» für Mütter in Not in Hannover, dem Betreiber des Babykörbchens am Friederikenstift.

Die hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann, Schirmherrin des Babykörbchens, zeigte sich erfreut über die Entwicklung. «Der Tod des kleinen Jungen hat uns nachhaltig erschüttert», sagte sie. Die Babykörbchen-Initiatoren würden alles daransetzen, gemeinsame Grundstandards für das Angebot von Babyklappen umzusetzen.

Babyklappen seien «die letzte Möglichkeit für verzweifelte Mütter und Väter, ihren Kindern Leben zu schenken», sagte die Sozialministerin. Vorrang habe aber die Beratung der Schwangeren. Ross-Luttmann plädierte dafür, die bundesweit derzeit 88 «Babyklappen» einheitlich als «Babykörbchen» zu bezeichnen: «Das vermittelt die Nestwärme, in die das Baby gelegt werden soll.»

Das «Netzwerk Mirjam» verzeichnete Witthohn zufolge seit 2001 rund 900 ernsthafte Beratungen von Müttern in Not. «Mirjam» wurde 2001 von der hannoverschen Landesbischöfin Margot Käßmann und dem Diakonischen Werk gegründet. Es unterhält neben dem «Babykörbchen» auch ein Notruf-Telefon für schwangere Frauen. Unter der Nummer 0800/60 500 40 werden die Anruferinnen rund um die Uhr beraten.