Priesterbruderschaft St. Pius fordert Rücknahme der Exkommunikation

Vatikan zurückgewiesen

Die traditionalistische "Priesterbruderschaft St. Pius X." hat eine Aufforderung des Vatikan zur theologischen und kirchenpolitischen Aussöhnung zurückgewiesen. Rom müsse zunächst die Exkommunikation gegen die Gemeinschaft aufheben, um die Ernsthaftigkeit des Dialogs zu untermauern.

 (DR)

Die Gruppierung, die sich um den verstorbenen Erzbischof Marcel Lefebvre (1905-1991) bildete, erklärte in einer Mitteilung, die Forderungen stünden in ihrer vagen Formulierung in Widerspruch zur Dringlichkeit eines Ultimatums. Eine Übereinkunft mit dem Vatikan müsse allen wichtigen lehrmäßigen Fragen Rechnung tragen, heißt es laut «I.Media» weiter.

Eine übereilte kirchenrechtliche Klärung drohe sonst hinfällig zu werden. Offenbar gehe es eher um ein günstiges Gesprächsklima als um präzise Verpflichtungen in klar definierten Punkten.

Damit kommen die Traditionalisten der Aufforderung Roms nicht nach, bis Ende Juni eine Fünf-Punkte-Erklärung mit Bedingungen für eine mögliche Wiedereingliederung in die römische Kirche zu unterzeichnen. Am 30. Juni 1988, vor 20 Jahren, hatten sich Lefebvre und vier von ihm gegen ausdrückliches römisches Verbot geweihte Bischöfe die Exkommunikation zugezogen.

Die deutschen Lefebvrianer teilten mit, die Leitung der Bruderschaft in Menzingen habe einen persönlichen Brief an den Papst geschrieben, der die Antwort auf die fünf Punkte enthalte. Sie wolle diesen Brief nicht veröffentlichen.

Fünf-Punkte-Erklärung
Der für die Traditionalisten zuständige Kurienkardinal Dario Castrillon Hoyos hatte die Piusbruderschaft Anfang Juni aufgefordert, bis zum vergangenen Samstag eine Erklärung zu unterzeichnen, in der sie den Papst als höchste Lehrautorität anerkennen. Für den Fall einer Einigung könnte die Priesterbruderschaft den kirchlichen Status einer Personalprälatur analog zum Opus Dei erhalten, hieß es.

Im Frühjahr 1988 war eine vom damaligen Kurienkardinal Joseph Ratzinger in mehreren Gesprächen mit Lefebvre geplante Einigung im letzten Moment gescheitert. Lefebvre weihte daraufhin Ende Juni 1988 ohne Zustimmung und entgegen der Warnung des Papstes vier seiner Anhänger zu Bischöfen. Er selbst und die vier Geweihten zogen sich damit die Exkommunikation zu.

Einer dieser vier Bischöfe, der heutige Leiter der Priesterbruderschaft, Bernard Fellay, hatte den Vatikan wiederholt um Rücknahme der Exkommunikation gebeten. In den vergangenen Jahren wandte er sich mehrfach an Castrillon Hoyos, den Präsidenten der Kommission «Ecclesia Dei», die der Papst 1988 für den Kontakt zu den Traditionalisten eingesetzt hatte.