Mehr als 200.000 Menschen bejubeln den Hoffnungsträger der US-Demokraten in Berlin

Obama als Pop-Star

Barack Obama ist bei seinem Auftritt in Berlin von Hunderttausenden wie ein Pop-Star gefeiert worden. Begeistert jubelten die Berliner am Donnerstagabend dem Hoffnungsträger der Demokraten für die US-Präsidentschaft zu. Volksfeststimmung trotz ernster Themen.

 (DR)

Der charismatische amerikanische Wahlkämpfer hatte die deutsche Hauptstadt als Kulisse für seine einzige öffentliche Rede während seiner gut einwöchigen Reise durch Asien und Europa gewählt.

Das Konzept ging auf: Bei strahlendem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen sprach Obama von einer kleinen Bühne an der Siegessäule in Tiergarten in freier Rede über seine weltpolitischen Vorstellungen. Er spannte den Bogen von der Geschichte Berlins über die deutsch-amerikanische Partnerschaft und den Klimaschutz bis zur Abrüstung und einer gerechteren Welt. Besonderen Jubel erntete der 46-jährige Senator aus Illinois für seine Forderung nach Abschaffung der Nuklearwaffen und die Beendigung des Irakkrieges.

"Völker der Welt, schaut auf Berlin"
Unter dem Beifall der Zuhörer rief Obama, "Völker der Welt, schaut auf Berlin", wo Deutsche und Amerikaner gelernt hätten, zusammenzuarbeiten und einander zu vertrauen. Er griff damit ein Zitat des früheren Regierenden Bürgermeisters Ernst Reuter (SPD) auf, der während der Berlin-Blockade durch die Sowjets 1948 vor dem Reichstag die Welt zur Hilfe für die abgeschnittene Stadt aufgefordert hatte. Wer darauf hoffte, dass Obama wie einstige US-Präsidenten einen Satz für die Geschichtsbücher auf Deutsch sagen würde, sah sich jedoch getäuscht. Aber er strebt das höchste Amt ja auch erst an.

Nach seiner rund halbstündigen Rede nahm Obama ein Bad in der Menge und schüttelte viele Hände, die sich ihm entgegenstreckten. Bei Kameraschwenks von einem eigens aufgestellten Kran hinter der Bühne war im Fernsehen das Brandenburger Tor zu sehen. Ursprünglich wollte Obama an dem Wahrzeichen der Stadt seine Rede halten. Dieser Wunsch hatte einen Streit unter deutschen Politikern ausgelöst. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) bekundete ihren Unmut, Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) wies dies nachdrücklich zurück. Davon war jedoch nichts mehr zu spüren, als beide sich am Donnerstag mit Obama zu getrennten Gesprächen trafen.

Trotz der ernsten Themen hatte die Veranstaltung etwas von einem Volksfest. Im Vorprogramm sorgte unter anderen die deutsch-irische Rockband Reamonn für Stimmung. Eher an amerikanische Wahlkampf-Rituale erinnerte der Verkauf von Barack-Obama-Devotionalien wie T-Shirts oder Anstecker. Mitglieder der "Democrats Abroad", der Organisation der Demokratischen Partei für die rund sechs Millionen US-Bürger, die außerhalb der Vereinigten Staaten leben, warben zudem für die Registrierung zu den US-Präsidentschaftswahlen im November.

"Barack for Kanzler"
Der Auftritt Obamas, den die Besucher auch über zwei Leinwände verfolgen konnten, war mit Spannung erwartet worden. Bereits zwei Stunden vor Beginn strömten Tausende auf die Straße des 17. Juni zur Siegessäule. Auch Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) ließ es sich nicht nehmen, Obama in Aktion zu erleben, mit dem er sich am Nachmittag schon getroffen hatte.

Zu den Besuchern gehörten auch viele Amerikaner, die in Deutschland ihre zweite Heimat gefunden haben. Einige kletterten auf Laternenmasten, um einen besseren Blick auf den US-Senator zu bekommen. Der Empfehlung, ein Radio mitzubringen, um die Rede in deutscher Übersetzung hören zu können, war hingegen kaum jemand gefolgt. Dabei kam der Ton aus den Lautsprechern in den hinteren Reihen zum Leidwesen zahlreicher Obama-Fans nicht mehr an.

Die Massen nahmen auch strenge Sicherheitsvorschriften in Kauf, um den US-Politiker sehen zu können. Das Areal rund um die Siegessäule war weiträumig abgesperrt. Wer nah an die Bühne heran wollte, musste Metalldetektoren passieren. Besucher der Rede hatten zudem auf Taschen zu verzichten. Plakate oder Transparente waren nicht gestattet. Ein Anhänger des US-Präsidentschaftskandidaten hatte jedoch ein Plakat mit der Aufschrift "Barack for Kanzler" hineingeschmuggelt.