Die «gegenseitige Großzügigkeit» sei der richtige Weg, sagte Williams vor den Geistlichen. Er sprach sich erneut für die Schaffung eines neuen internationalen Beratungsgremiums aus. «Die Schlüsselworte sind Vertrauen und Autorität», sagte er. Wünschenswert sei auch ein neuer Grundlagenvertrag für die Gemeinschaft: «Manche sind unzufrieden, weil sie kein Abkommen mit gesetzlichem Charakter wollen. Gutes Recht sichert aber den Zusammenhalt und die Fairness», unterstrich Williams.
Die Konfliktlinie in dem Streit verläuft unter anderem zwischen afrikanischen Staaten und Nordamerika. In den USA war 2003 der schwule Geistliche Gene Robinson zum Bischof von New Hampshire geweiht worden. In Teilen Kanadas ist seit einigen Jahren die öffentliche Segnung gleichgeschlechtlicher Paare möglich. Die Konfliktparteien müssten die Sorgen und Bedürfnisse der jeweils anderen Seite verstehen, sagte Williams. So könne es in manchen Teilen der Welt sehr gefährlich sein, einer Kirche anzugehören, die als «Schwulenkirche» bekannt sei.
Die Konferenz in Canterbury hatte Mitte Juli begonnen und dauert noch bis 3. August. Eine hochrangige Arbeitsgruppe hatte am Montag vorgeschlagen, die Bischofsweihe und die öffentliche Segnung für praktizierende Homosexuelle bis auf weiteres zu stoppen. Bedenken gegen diese Initiative gab es von Bischöfen aus Nordamerika.
Anglikanisches Oberhaupt fordert Kompromisse
"Gegenseitige Großzügigkeit"
Im Grundsatzstreit der Anglikaner über die Homosexualität hat das Ehrenoberhaupt der Kirche alle Seiten zu mehr Kompromissbereitschaft aufgerufen. "Jeder ist gefordert", sagte Erzbischof Rowan Williams von Canterbury am Dienstagabend. Der Streit zwischen dem konservativen und dem liberalen Flügel dreht sich unter anderem um die Frage, ob Homosexuelle zu Bischöfen geweiht werden dürfen.
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