Erneut Kirchen im indischen Orissa in Brand gesteckt

Tausende Christen auf der Flucht

Im Nordindien hält der Konflikt zwischen Hindus und Christen an. Mindestens vier weitere Kirchen wurden im Distrikt Koraput in Brand gesteckt, wie die Behörden am Montag bestätigten. Mehrere Menschen seien festgenommen worden. Damit hat sich religiöse Gewalt auf weitere Landesteile ausgebreitet. Die Regierung von Orissa hatte am Wochenende mehr Sicherheitskräfte und Hubschrauber von der Zentralregierung in Neu-Delhi angefordert, um die Lage unter Kontrolle zu bekommen.

 (DR)

Die Situation im Kandhamal-Distrikt, wo die Ausschreitungen zwischen Hindus und Christen begonnen hatten, sei weiter angespannt, berichteten indische Medien am Montag. 12.000 Christen sollen sich weiter in den Wäldern versteckt halten, weil sie Übergriffe fürchten. Tausende Christen sind in Notlagern untergekommen, nachdem ihre Häuser abgebrannt und zerstört worden sind.

Nach Behördenangaben wurden wegen der brennenden Kirchen in Koraput mindestens sechs Menschen festgenommen. Die blutigen Unruhen hatten begonnen, nachdem der Hindu-Extremist Swami Laxmananda Saraswati in der vergangenen Woche ermordet worden war. Seine Organisation hatte Christen für die Tat verantwortlich gemacht. Inzwischen sollen sich jedoch Maoisten zu der Tat bekannt haben. Saraswatis radikale Hindu-Organisation VHP bestreitet dies jedoch.

Etwa 80 Prozent der 1,1 Milliarden Inder sind Hindus. Nur 2,4 Prozent (26 Millionen) sind Christen. In Orissa gilt ein Gesetz, das die Bekehrung von Hindus unter Zwang zu einer anderen Religion unter Strafe stellt. Hintergrund des Konflikts in einem der ärmsten Bundesstaaten Indiens ist auch ein Streit über die Teilhabe am Quotensystem, das bei der Vergabe von Jobs im öffentlichen Dienst und Studienplätzen Anteile für Kastenlose und andere benachteiligte Volksgruppen reserviert.