In Zypern geht das Friedenstreffens von Sant'Egidio zu Ende

Gerechtigkeit, Dialog und Respekt

Die in Zypern versammelten Weltreligionen haben vor den Auswirkungen der globalen Wirtschaftskrise auf die armen Länder gewarnt. Während die Industrienationen ihre eigenen Bürger zu schützen suche, müssten Millionen von Armen einen hohen Preis für die Krise zahlen, heißt es in der Schlussbotschaft des Weltfriedenstreffens, das am Dienstag zu Ende ging. Der Aachener Bischof Heinrich Mussinghoff forderte zum Abschluss des Treffens größere Anstrengungen zur Integration von Zuwanderern.

 (DR)

Seit Sonntag hatten auf Einladung der katholischen Gemeinschaft Sant'Egidio rund 200 Repräsentanten unterschiedlicher Glaubensrichtungen aus 60 Ländern in der zyprischen Hauptstadt Nikosia getagt.

«Mit großer Besorgnis denken wir an die Millionen von neuen und alten Armen, Opfer eines Markts, der sich für allmächtig hielt», so die Teilnehmer. Es sei dennoch nicht an der Zeit, sich in Pessimismus zu verschließen. Notwendig seien verstärktes Engagement für Gerechtigkeit, Dialog und Respekt für die Schwächsten. Dies setze «mehr Geist und mehr Sinn für Menschlichkeit» voraus.

Nachdrücklich verurteilten die Unterzeichner jede religiös motivierte Gewalt. Krieg im Namen Gottes sei «eine Absurdität und eine Lästerung». Den Dialog nannten sie eine wahre Alternative zur Gewalt. «Wir glauben nicht an den Pessimismus eines unausweichlichen Kampfs der Religionen und Kulturen», heißt es in der Erklärung. «Wir haben eine gemeinsame Bestimmung: Entweder leben wir zusammen in Frieden oder wir gehen zusammen zugrunde.»

Das Friedenstreffen stand unter dem Motto: «Die Zivilisation des Friedens: Religionen und Kulturen im Dialog». Es handelte sich um die 22. derartige Veranstaltung. Organisiert werden die jährlichen Begegnungen von der in Rom beheimateten Gemeinschaft Sant'Egidio, die sich besonders um ökumenische und interreligiöse Verständigung bemüht. Die an wechselnden Orten stattfindenden Zusammenkünfte sehen sich in der Tradition des historischen Weltfriedengebets von Assisi, zu dem Papst Johannes Paul II. 1986 die unterschiedlichen Religionen eingeladen hatte.

Bischof Mussinghoff beim Weltfriedensgebet auf Zypern
Der Aachener Bischof Heinrich Mussinghoff hat beim Weltfriedensgebet auf Zypern größere Anstrengungen zur Integration von Zuwanderern gefordert. Die Staaten der Welt müssten politisch Verfolgten Schutz bieten, die Zusammenführung von Familien ermöglichen und Ausländer rechtlich, sozial und kulturell integrieren, sagte der Vizevorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz am Dienstag bei dem Friedenstreffen der ökumenischen Gemeinschaft Sant'Egidio in Nikosia. Auf diese Weise ließen sich Fremdenangst und Gewalt verhindern.

Zuwanderer sollten auch am politischen Leben ihrer neuen Heimat beteiligt werden, forderte der Bischof. Er plädierte für eine «humane Migrationspolitik». Deren Dreh- und Angelpunkt solle die Menschenwürde sein. Flucht und Vertreibung sowie die Aufnahme von Menschen anderer Herkunft gehörten zu den drängendsten Problemen der Gegenwart, so Mussinghoff. Migration sei keine vorübergehende Erscheinung. Der Bischof plädierte für ein «ausgewogenes System», wie Zuwanderer ihre Identität wahren und zugleich in die neuen Gesellschaften integriert werden könnten.

Mussinghoff sprach auf Zypern im Rahmen einer Podiumsdiskussion über «Xenophobie und Philoxenie: Gastfreundschaft für den Fremden».  Teilnehmer waren der Präsident der Republik Malta, Edward Fenech-Adami, der Oberrabbiner von Haifa, Shear-Yashuv Cohen, der Präsident der Georgetown Universität in den USA, John J. DeGioia, Hassan Hanafi von der Uni Kairo, Daniela Pompei von der Gemeinschaft Sant'Egidio und Kardinal Theodore Edgar McCarrick, ehemaliger Erzbischof von Washington.