Erzbischof Marx nimmt die KU unter seine Fittiche

Ein neuer Protektor

Zum zweiten Mal in zwei Wochen hat der Münchner Erzbischof Reinhard Marx der im Umbruch steckenden Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) einen demonstrativen Besuch abgestattet. Beim "Dies academicus" beließ es der Vorsitzende der bayerischen Bischofskonferenz am Mittwoch nicht bei einem höflichen Grußwort. Sein kraftvoller Auftritt machte deutlich: Die kriselnde Einrichtung hat einen neuen Protektor gewonnen.

Autor/in:
Christoph Renzikowski
 (DR)

Die KU ist zwar die einzige katholische Universität im deutschen Sprachraum, aber seit ihrer Gründung 1980 irgendwie ein Stiefkind der Kirche. Der Eichstätter Bischof fungiert als ihr Großkanzler. Doch gelang es ihm bis in die jüngere Vergangenheit kaum, die innerkirchliche Basis der Uni so zu verbreitern, wie es ihrem Alleinstellungsmerkmal entsprechen würde. Der Vorgänger des jetzigen Amtsinhabers Gregor Maria Hanke und heutige Augsburger Bischof Walter Mixa mühte sich redlich, stand aber selbst im Kreis seiner bayerischen Mitbrüder oft auf verlorenem Posten. Dabei befindet sich die Hochschule in Trägerschaft aller sieben Diözesen im Freistaat.

Als Hanke im April die bereits erfolgte Präsidentenwahl erst nicht bestätigte und dann durch seinen Einspruch cancelte, brach eine Führungskrise an der Uni aus. Mehrere Professoren zogen sich frustriert aus ihren Führungsposten in der Selbstverwaltung zurück.

Dann schickte der Bischof auch noch den Kanzler in einer von manchem als brachial empfundenen Blitzaktion in den Zwangsurlaub und schaltete externe Wirtschaftsprüfer ein. Sie erst hoben eine Reihe von Missständen ans Licht, die mit dem Wort Vetternwirtschaft nur unzureichend umschrieben sind - und über die zuvor nur insgeheim gemunkelt worden war.

Mit seinem Durchgreifen hat Hanke eine glückliche Hand bewiesen, wie selbst Skeptiker im Nachhinein einräumen. Die von ihm installierte Interimsleitung wird vom Träger wie von den Universitätsgremien einschließlich der Studenten äußerst geschätzt. Bereits in den unruhigen Frühsommerwochen war zu beobachten, wie der junge Bischof die enge Abstimmung mit dem noch neuen Münchner Erzbischof Marx suchte. Dessen Worten lässt sich entnehmen, dass er inzwischen mit Feuer und Flamme für die Zukunft einer Universität streitet, die noch nicht alle Probleme überwunden hat, von deren Potenzial er aber überzeugt ist.

Die bayerischen Bischöfe lassen sich die KU in den nächsten Jahren fast vier Millionen Euro zusätzlich kosten. Der Leiter des Katholischen Büros in München, Professor Peter Beer, der sonst die politischen Interessen der bayerischen Bischöfe koordiniert, sitzt seit einigen Monaten auch an den Schalthebeln der Trägerstiftung der Uni.

Am Mittwoch stellte Marx der KU überdies in Aussicht, dass die Vorleistung der Freisinger ein Engagement der Deutschen Bischofskonferenz nach sich ziehen könnte. Auch unter den deutschen Bischöfen gebe es dafür «eine ganz andere Bereitschaft als in früheren Jahren», berichtete der Münchner Erzbischof unter Berufung auf die jüngste Sitzung des Ständigen Rats tags zuvor in Würzburg.
Vor zwei Jahren hatte Papst Benedikt XVI. die deutschen Bischöfe dazu aufgerufen, die finanzielle Sicherstellung der KU als Gemeinschaftsaufgabe aller deutschen Diözesen zu betrachten.

Das Wort von Marx hat in der Bischofskonferenz Gewicht. Für den sich dort offenbar vollziehenden Einstellungswandel gegenüber der KU steht auch die Berufung des Sekretärs der Deutschen Bischofskonferenz, Hans Langendörfer, in den Stiftungsrat der Universität. Der Jesuit agiere in diesem Gremium «sehr aktiv und positiv aufgeschlossen», heißt es in Eichstätt.