Die jüdischen Spitzenvertreter werteten das Treffen als «historischen Tag». Sie sahen im Anschluss jegliche Zweifel an der Freundschaft von Benedikt XVI. zum Judentum ausgeräumt. Der Papst habe «seine persönliche Abscheu gegenüber jeder Leugnung des Holocaust klargemacht», erklärte der Präsident des Dachverbands, Alan Solow. Seine Absage an Judenhass und sein Bekenntnis zu den Dialog-Aussagen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) ebneten den Weg für Versöhnung.
Benedikt XVI. unterstrich, die historische Vergebungsbitte von Johannes Paul II. sei ein Leitbild für die Beziehungen der katholischen Kirche zum Judentum. Er mache sich die Worte seines Vorgängers zu eigen, mit denen dieser im Jahr 2000 um Verzeihung gebeten und die «tiefe Brüderlichkeit mit dem Volk des Bundes» unterstrichen habe. Für das lehramtliche Verhältnis zum Judentum bleibe die Erklärung «Nostra aetate» des Konzils ein «Meilenstein auf dem Weg zur Versöhnung».
Die Kirche müsse sich entschieden jeder Judenfeindlichkeit widersetzen, bekräftigte der Papst. Die Schoah dürfe nie vergessen werden. Es stehe außer Frage, «dass jede Leugnung oder Verharmlosung dieses schrecklichen Verbrechens untolerierbar und völlig unannehmbar» sei.
Benedikt XVI. erinnerte an seine Besuche in den Synagogen von Köln 2005 und New York 2008 sowie im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau 2006. Er sprach von einem Ort des Schreckens und einem Schauplatz unsäglichen Leids, das die gesamte Menschheit mit Scham erfülle.
Zum Streit um den Traditionalisten Richard Williamson sagte Dachverbands-Präsident Solow, der Papst habe «die Gelegenheit genutzt, seine persönliche Haltung sehr deutlich zu machen».
Vizepräsident Malcolm Hoenlein unterstrich, die katholisch-jüdischen Beziehungen könnten aus dem Zwischenfall noch gestärkt hervorgehen.
Williamson spiele im Übrigen keine Hauptrolle. Entscheidend sei das grundsätzliche Eintreten der katholischen Kirche gegen jeden Antisemitismus, wie es Benedikt XVI. bekräftigt habe, so Hoenlein.
Der New Yorker Rabbiner Arthur Schneier betonte, die katholisch-jüdischen Beziehungen seien weiter auf einem guten Weg.
Es könne immer wieder Rückschläge geben, aber es bestünden «starke Bande» zwischen der katholischen Kirche und dem Judentum. Schneier sagte, der Papst habe mit seiner Stellungnahme eine wichtige Botschaft vermittelt. «In der Kirche gibt es keinen Platz für jemanden, der Hass im Herzen trägt», deutete der Rabbiner die Aussagen des Papstes. Solow betonte, er hoffe, dass Benedikt XVI.
gegen einen weltweit wachsenden Antisemitismus eine religiöse Führungsrolle einnehmen werde.
Mit Blick auf die für Mai geplante Reise des Papstes ins Heilige Land sprach Solow von einem «bedeutenden Besuch für die katholische Kirche und das jüdische Volk». Schneier sagte, die Reise stehe ohne Zweifel und Zögern auf dem Programm. Benedikt XVI. hatte laut dem veröffentlichten Redeskript seiner Ansprache gesagt, er bereite sich auf den Besuch in Israel vor. Ein präzises Datum nannte er nach Angaben der jüdischen Audienzteilnehmer auch in der persönlichen Unterredung nicht.
Papst bittet Juden um Vergebung und verurteilt Antisemitismus - Israelreise bestätigt
"Historischer Tag"
Papst Benedikt XVI. hat jeder Leugnung des Holocaust eine klare Absage erteilt. Bei einem Treffen mit jüdischen Spitzenvertretern wiederholte er wörtlich die Vergebungsbitte, die sein Vorgänger Johannes Paul II. im Jahr 2000 an der Klagemauer in Jerusalem formuliert hatte. Die Schoah sei ein "Verbrechen gegen Gott und die Menschheit", sagte der Papst bei einer Begegnung mit den Leitern der "Conference of Major American Jewish Organizations" am Donnerstag im Vatikan. Das müsse "jedem klar sein, besonders denen, die in der Tradition der Heiligen Schriften stehen".
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