Glaubenskongregation übernimmt Gespräche mit Piusbrüdern

Neuer Anlauf - und erst mal Schweigen

Ungeachtet der Polemik um unerlaubte Priesterweihen der Pius-Brüder mehren sich in Rom die Indizien für eine neue Gesprächsrunde zwischen dem Vatikan und den Traditionalisten. Fünf Monate nach der Rücknahme der Exkommunikation von vier Lefebvre-Bischöfen - unter ihnen der Holocaust-Leugner Richard Williamson - nimmt die Glaubenskongregation die Kontakte direkt in die Hand. Einen "guten Weg" für die Zukunft erwartete deshalb im domradio Bischof Franz-Josef Bode.

Autor/in:
Johannes Schidelko
 (DR)

In den nächsten Tagen soll die Kommission "Ecclesia Dei", die für den Kontakt zu rückkehrwilligen Lefebvrianern zuständig ist, umstrukturiert werden. Schon seit einiger Zeit denkt die vom US-amerikanischen Kardinal William Levada geleitete oberste Glaubensbehörde über Wege, Inhalte und Verhandlungspartner für einen Sachdialog nach.

Stichtag für die Umstrukturierung ist der 4. Juli, wenn Kardinal Dario Castrillon Hoyos 80 Jahre alt wird und damit automatisch die Leitung von "Ecclesia Dei" abgibt. Der Amtsführung des Kolumbianers, aber auch den unklaren Kompetenzen der Kommission werden die Pannen im Zusammenhang mit dem päpstlichen Gnadenakt vom 21. Januar angelastet. Durch die Rücknahme der 1988 verfügten Exkommunikation für vier illegal geweihte Bischöfe wollte Benedikt XVI. die Aussöhnung mit den Traditionalisten erleichtern.

Hoyos wusste jedoch nach eigenen Worten nichts von der politischen Gesinnung eines der vier Kandidaten - oder teilte dies zumindest weder dem Papst noch der Bischofskongregation mit, die das Dekret ausfertigte. Missverständnisse und Unklarheiten bei der Veröffentlichung des Papsterlasses führten zu monatelanger Polemik. Mehrfach mussten das Staatssekretariat und der Papst persönlich korrigieren und präzisieren. Der Gnadenakt wurde zu einer schweren Belastung des Pontifikats.

Der Neubeginn soll, so hört man in Rom, bereits in den nächsten Tagen starten, noch vor Hoyos' 80. Geburtstag. Benedikt XVI. hatte in einem Brief von 10. März angekündigt, dass "Ecclesia Dei" der Glaubenskongregation unterstellt werden soll. Deren Präfekt Levada soll dann zugleich als Präsident von "Ecclesia Dei" fungieren. Die laufenden Arbeiten der Kommission soll ein neuer Sekretär oder Vize-Präsident, vermutlich im Bischofsrang, koordinieren.

Keine Stellungnahmen aus Rom
Die neue Struktur solle deutlich machen, dass es im Kontakt mit den Lefebvrianern letztlich um Fragen der kirchlichen Lehre und um die Annahme der Lehren des Zweiten Vatikanischen Konzils gehe. Die Belange rückkehrwilliger Traditionalisten kämen damit unmittelbar vor die wöchentliche Kardinalsversammlung der Glaubenskongregation und vor deren jährliche Vollversammlung, also vor ein aus Vertretern der Weltkirche besetztes Gremium. Zwar hatte auch bislang "Ecclesia Dei" einen fünfköpfigen Kardinalsrat - in dem auch Levada Mitglied war. Aber der sei praktisch nie einberufen worden, heißt es.

Mit Blick auf die Umstrukturierungen und in Hoffnung auf einen baldigen Gesprächsbeginn mit dem Oberen der Piusbrüder, Bischof Bernard Fellay, hat der Vatikan in den vergangenen Wochen jede Stellungnahme zu den Traditionalisten strikt abgelehnt. Auch zur Streitfrage um die Priesterweihen, die die Lefebvrianer in diesen Tagen erneut - und wieder ohne vatikanische Genehmigung - spenden wollen, hüllt sich der Heilige Stuhl in Schweigen. Man wolle die Verhandlungen in dieser sensiblen Phase nicht durch öffentliche Äußerungen gefährden, heißt es in Kirchenkreisen. Ob die zurückhaltende Linie, die nur schwer vermittelbar ist, letztlich zum Durchbruch führt, bleibt abzuwarten. Auf jeden Fall versucht der Vatikan, nach den Pannen um die Rücknahme der Exkommunikation die Aussöhnung mit den Traditionalisten zu versachlichen - und ernsthaft voranzutreiben.