Streit um Piusbrüder und die geplante Weihe spitzt sich weiter zu

"Affront gegen die Einheit der Kirche"

Nach der Kapellenweihe der Piusbrüder und der Ankündigung einer Priesterweihe hält die Empörung auf Seiten der deutschen Bischöfe an. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, wirft der Bruderschaft einen "Affront gegen die Einheit der Kirche" vor. Bischof Heinz Josef Algermissen sieht nun den Vatikan in der Pflicht.

 (DR)

Ihre Ankündigung, Ende des Monats in Zaitzkofen bei Regensburg drei Priester zu weihen, verstoße gegen das Kirchenrecht, sagte Zollitsch am Dienstag im Deutschlandfunk. Er hoffe auf eine klare Antwort des Vatikans auf diese Provokation.

Der Freiburger Erzbischof erläuterte die Position des Vatikans, wonach trotz der Teilrehabilitierung von Bischöfen der Pius-Bruderschaft die Priesterweihe weiterhin untersagt ist. Bisher hätten keine Verhandlungen über die Wiedereingliederung der Bruderschaft in die Kirche stattgefunden. Die Bischöfe hätten kein Amt und keine Funktion in der Kirche.

Im Priesterseminar Zaitzkofen bei Regensburg sollen am 27. Juni drei Männer aus Polen, Schweden und der Schweiz von einem spanischen Bischof zu Priestern geweiht werden. Die Kritik an der Pius-Bruderschaft hatte sich vor allem an ihrem britischen Bischof Richard Williamson entfacht, der bei einem Besuch in Zaitzkofen Ende vergangenen Jahres den Holocaust geleugnet hatte.

Kapellenweihe neben Bonifatiusfest
Gegen den erklärten Willen der Bischöfe weihten die Piusbrüder am Sonntag in Fulda eine Kapelle. In Fulda weihte der Distriktobere der Priesterbruderschaft Pius X., Franz Schmidberger, die neue Kapelle. Dazu hatten sich rund 130 Menschen eingefunden, obwohl Ortsbischof Heinz Josef Algermissen allen Katholiken die Teilnahme untersagt hatte. Der Bischof selbst feierte zeitgleich nur wenige hundert Meter entfernt vor über 7.000 Gläubigen den zentralen Festgottesdienst zum Bonifatiusfest, dem Fuldaer Bistumsfest.

Bischof Heinz Josef Algermissen sieht nun den Vatikan in der Pflicht. Ihm sei sehr wichtig, dass der Heilige Vater sehe, wie die Bruderschaft auf sein großzügiges Entgegenkommen reagiere und was aus seinem barmherzigen Akt geworden sei, die Exkommunikation gegen die vier verbotenerweise geweihten Bischöfe der Bruderschaft aufzuheben, sagte Algermissen der "Fuldaer Zeitung" (Dienstag). Nun müsse der Vatikan die notwendigen Gespräche mit der Bruderschaft führen.

Algermissen wies darauf hin, dass er den Nuntius in Deutschland, Erzbischof Jean-Claude Perisset, und den Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, per Brief ausführlich über das Vorgehen der Priesterbruderschaft und deren "Bruch des Kirchenrechts" informiert habe. Er nannte die Piusbrüder "eine tiefe Wunde im Leib der Kirche".

Algermissen hatte die Weihe der Kapelle als unerlaubt verurteilt und katholischen Gläubigen eine Teilnahme untersagt. Es handele sich um einen Akt, der die Einheit der Kirche gefährde. Als provokativ wertete der Bischof, dass die Weihe auf den Tag des Fuldaer Bonifatiusfestes terminiert wurde. Das Bonifatiusfest, das am Sonntag begangen wurde, ist das Fuldaer Bistumsfest.