Vatikan dementiert Geheimdienstspekulationen im Fall Boffo

Schmierentheater, nächster Akt

Der Konflikt zwischen Italiens regierungsnahen Medien und der katholischen Kirche geht weiter. Mittlerweile machen Verschwörungstheorien die Runde, es ist die Rede von vatikanischen Geheimdienstlern, einem dubiosen Verleumdungsschreiben und einer Diffamierungskampagne.

Autor/in:
Johannes Schidelko
 (DR)

Der Eklat um den Chefredakteur der italienischen katholischen Tageszeitung «Avvenire», Dino Boffo, hat nach Worten von Vatikansprecher Federico Lombardi nichts mit einem angeblichen vatikanischen Geheimdienst zu tun. «Die Geheimdienste im Vatikan gibt es nicht», sagte Lombardi laut Tageszeitung «Corriere della Sera» (Donnerstag). Der Jesuit wandte sich damit «aufs Entschiedenste» gegen Mutmaßungen des Chefs der in Turin erscheinenden Zeitung «Il Giornale», Vittorio Feltri. Dieser hatte in einem Radiobeitrag erklärt, ein anonymes Verleumdungsschreiben gegen Boffo wegen angeblicher homosexueller Beziehungen sei von «den Geheimdiensten des Vatikan» in Umlauf gebracht worden.

Lombardi warf Feltri laut «Corriere» vor, mit Falschinformationen das Chaos anheizen zu wollen. Feltri könne sich mit seiner Äußerung im Sender Rai Radio 1 bestenfalls auf Sicherheitskräfte bezogen haben, die der vatikanischen Gendarmerie unterstellt seien. Auch von dort sei niemals ein gegen Boffo gerichteter Brief ausgegangen, so der Vatikansprecher.

Boffo seinerseits bezichtigte «Il Giornale» einer Diffamierungskampagne gegen seine Person und einer gezielten Desinformation. Die Zeitung stütze sich in den entscheidenden Punkten auf das Verleumdungsschreiben unbekannter Herkunft, unterstrich Boffo im «Avvenire» (Donnerstag). So habe das Innenministerium selbst eine von «Il Giornale» behauptete polizeiliche Beobachtung der privaten Kontakte Boffos dementiert.

In den vergangenen Tagen hatte Boffo Rückendeckung von hohen Kirchenvertretern erhalten, etwa dem Vorsitzenden der Italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Angelo Bagnasco, und Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone. Papst Benedikt XVI.
telefonierte laut einer Mitteilung der Bischofskonferenz am Dienstag persönlich mit Bagnasco und bekundete seine Wertschätzung für die Arbeit der Bischofskonferenz und ihres Vorsitzenden. In der italienischen Presse wurde dies als persönliche Unterstützung im Fall Boffo gedeutet.