Das Organspenden innerhalb der EU soll verbessert werden

Hoffnungsschimmer

Für mehr Organspender werden die Beschlüsse nicht sofort sorgen. Dennoch bedeuten die Richtlinie und der Aktionsplan, die das Europaparlament am Mittwoch in Straßburg verabschiedet hat, einen Hoffnungsschimmer für schwerstkranke Patienten.

Autor/in:
Christoph Arens
 (DR)

Denn bislang gibt es zwischen den EU-Mitgliedsländern große Unterschiede in der Transplantationsmedizin - nicht nur bei der Zahl der Organspenden, sondern etwa auch bei den Qualitätsanforderungen der gespendeten Organe oder bei der medizinischen Nachsorge.

EU-weit warten rund 60.000 Menschen auf ein Organ. Jeden Tag sterben im Schnitt 12 von ihnen, weil das benötigte Organ nicht verfügbar ist. Einheitlichere Vorschriften für Transplantationen und bessere Zusammenarbeit über Grenzen hinweg könnten Engpässe überbrücken und die Überlebenschancen der Patienten verbessern, meint der deutsche CDU-Europaparlamentarier und Arzt Peter Liese, der gesundheitspolitischer Sprecher der Europäischen Volkspartei im Europaparlament ist.

Einheitliche Sicherheitsstandards
Die Richtlinien sorgen für einheitliche Sicherheitsstandards: Auch wenn ein Organ aus einem anderen Mitgliedsland der EU kommt, sollen die Empfänger sicher sein, dass nicht der HI-Virus oder Hepatitis-Viren oder Krebszellen übertragen werden. Mit solchen Standards wird es dann auch leichter, Patienten, die ein besonderes Organ brauchen, weil ihr Gewebetyp innerhalb Deutschlands nicht zu finden ist, aus dem Ausland zu versorgen.

Doch auch für eine Zunahme der Spender will die EU sorgen. In dem ebenfalls am Mittwoch angenommenen Aktionsplan wird etwa vorgeschlagen, in allen Krankenhäusern, in denen Organspenden durchgeführt werden, Transplantationskoordinatoren einzuführen. Ähnliche Ziele verfolgt die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO), die bundesweit für die Koordination der Organspende zuständig ist. Nach ihrer Darstellung sind es vor allem organisatorische Mängel in den Krankenhäusern, die eine bessere Versorgung mit Spenderorganen in Deutschland verhindern.

Deutsche spenden selten
Fest steht, dass sich die Chance, ein Organ zu erhalten, zwischen den 27 Mitgliedsstaaten der EU erheblich unterscheidet: Spanien belegt mit 34 Spendern pro Million Einwohnern seit langem einen Spitzenplatz, Rumänien kommt gerade mal auf einen Organspender pro Million Einwohner. Deutschland firmiert mit 14,9 Spendern im unteren Drittel.

Zwar können bessere Austauschmöglichkeiten zwischen den Staaten den generellen Mangel an Spenderorganen nicht beheben. Dennoch fordert die EU die Mitgliedstaaten auf, ein System für den Organaustausch aufzubauen. Es käme insbesondere Notfall- und Problempatienten wie Kindern oder Patienten, die ein Organ mit ganz bestimmten Merkmalen benötigen, zugute.

Bislang gibt es in Europa lediglich zwei Verbundsysteme, in deren Rahmen grenzüberschreitend Transplantate bereitgestellt werden können. Deutschland, Österreich, die Beneluxstaaten sowie Kroatien und Slowenien arbeiten im Rahmen von Eurotransplant zusammen, die skandinavischen Staaten kooperieren im Scandiatransplant-Verbund. Bei Eurotransplant werden immerhin 20 Prozent der transplantierten Organe außerhalb des Ursprungslandes eingesetzt, aber nur 2 Prozent aller dort gespendeten Organe verlassen die zugehörigen Staaten.

Warnungen hatten Erfolg
Nahezu ängstlich hatten die deutschen Transplantationsmediziner die EU-Entscheidung erwartet: Sie fürchteten, die Richtlinie werde zusätzlich staatliche Aufsichtsbehörden vorschreiben. Mehr Bürokratie könne zum Hemmschuh für die Transplantationsmedizin werden, kritisierte beispielsweise die Bundesärztekammer. Die Warnungen hatten Erfolg: Ausdrücklich lässt die neue Richtlinie auch selbstverwaltete Systeme der Organspende zu. Die Deutsche Stiftung Organtransplantation kann also weiter arbeiten.

Als großen Erfolg wertet es der CDU-Abgeordnete Liese auch, dass in der Richtlinie die freiwillige, unentgeltliche Organspende und das Verbot des Organ-Handels für alle EU-Mitgliedsländer festgeschrieben werden. "Es gab in diesem Punkt innerhalb des EU-Ministerrats erheblichen Widerstand," weiß der Bioethik-Experte.