Koptische Christen in Deutschland gedenken der Toten von Alexandria

"Als Christ leben zu wollen, ist kein krimineller Akt"

Mit einer zentralen Feierstunde in Frankfurt haben die koptischen Christen in Deutschland der 23 Opfer des Terroranschlags von Alexandria gedacht. Zu dem ökumenischen Gebet in der Frankfurter Sankt-Markus-Kirche kamen zahlreiche hochrangige Vertreter aus Politik sowie von Religionsgemeinschaften.

 (DR)

Vertreter aus Politik und Religionen haben am Samstag in Frankfurt am Main der Opfer des Terroranschlags von Alexandria gedacht. Bei einem ökumenischen Gottesdienst in der koptischen Sankt-Markus-Kirche dankte der Bischof der koptisch-orthodoxen Kirche in Deutschland, Anba Damian (Höxter), der Bundesregierung und der Polizei für den Schutz der Gottesdienste während des koptischen Weihnachtsfestes am vergangenen Donnerstag und Freitag. Tief beeindruckt hätten ihn auch die Anteilnahme der Bevölkerung und die Solidarität anderer Konfessionen und Religionen. "Die Beileidsbekundungen waren Salbe auf eine brennende Wunde."



Damian appellierte vor etwa 300 Besuchern an den Präsidenten der Al-Azhar-Universität in Kairo, Ahmed El Tayeb, klar Stellung zu beziehen gegen islamistische Gewalttaten und "aufzupassen, was in den Moscheen gelehrt wird". An die ägyptische Regierung wandte sich der koptische Bischof mit der "höflichsten Bitte", mehr auf die Gerechtigkeit, Religionsfreiheit, die Menschenrechte und Sicherheit ihrer Mitbürger zu achten. Dies dürfe nicht nur in Form von "blumigen Statements" geschehen, sondern müsse anhand "konkreter Taten" erfolgen.



Der koptische Bischof erinnerte an die lange christliche Tradition in Ägypten und daran, dass bereits die Heilige Familie Asyl in dem Land am Nil gefunden habe. Die Kopten wollten in ihrer Heimat als gleichberechtigte und freie Bürger leben. "Als Christ leben zu wollen, ist kein krimineller Akt", sagte Damian.



Tebartz-van Elst betont Gemeinsamkeit aller Christen

Der katholische Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst hob die Gemeinsamkeit aller Christen hervor. Im "Christus-Zeugnis" wisse sich die katholische Kirche in Deutschland mit der koptisch-orthodoxen Kirche in gleicher Weise verbunden wie mit den christlichen Konfessionen, "mit denen wir in unserem Land seit Jahrhunderten zusammenleben".



Tebartz-van Elst warb für gegenseitige Achtung und Toleranz im Umgang der Religionen miteinander. Außerdem forderte er, dass Gewissensfreiheit und Religionsfreiheit jedem einzelnen Menschen gewährt werden müssten und "durch nichts infrage gestellt" werden dürften. Dies gelte auch für den Wechsel in eine andere Religionsgemeinschaft.



"Einigkeit der Religionen im Kampf gegen den Terrorismus"

Die SPD-Politikerin und frühere Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (Wiesbaden) rief die ägyptische Regierung dazu auf, die Täter unnachgiebig zu verfolgen und zu bestrafen. Nach den Worten des hessischen Justiz- und Integrationsstaatssekretärs Rudolf Kriszeleit (FDP) hat jeder einzelne Mensch das Recht, selbst zu entscheiden, ob er glaube und was er glaube oder nicht glaube. Dieses Menschenrecht müsse überall selbstverständlich sein.



Die stellvertretende hessen-nassauische Kirchenpräsidentin Cordelia Kopsch beschwor die Einigkeit der Religionen im Kampf gegen den Terrorismus. Außerdem appellierte sie an die koptischen Christen, auf Rache zu verzichten und das Böse mit Gutem zu vergelten. Der Vertreter der orthodoxen Kirche und Vorsitzende des Frankfurter Rats der Religionen, Athenagoras Ziliaskopoulos, warnte davor, die Religionskonflikte in Ägypten, Irak und anderswo nach Deutschland zu importieren. Es müsse alles dafür getan werden, das gute nachbarschaftliche Zusammenleben der verschiedenen Religionen zu bewahren.



Grußwort des Zentralrats der Muslime

Mit einigen Missfallensbekundungen wurde das Grußwort von Aiman Mazyek (Köln), des Vorsitzenden des Zentralrats der Muslime in Deutschland, aufgenommen. Mazyek hatte zuvor sein "tiefstes Mitgefühl" mit den Opfern und ihren Angehörigen zum Ausdruck gebracht. Die gemeinsame Trauerfeier sei das beste Beispiel dafür, dass das Ziel der Terroristen in Alexandria, einen Keil zwischen Christen und Muslime zu treiben, nicht aufgegangen sei.



Die Trauerfeier am Samstag fand ebenso wie der Weihnachtsgottesdienst der koptischen Frankfurter Gemeinde am Donnerstagabend unter Polizeischutz statt. Bei dem Bombenanschlag auf eine koptische Kirche in der Silvesternacht waren mindestens 23 Menschen ums Leben gekommen, Dutzende wurden verletzt. In Ägypten sind nach Schätzungen etwa zehn Prozent der rund 80 Millionen Einwohner Kopten. In Deutschland gibt es rund 6.000 Kopten.