Vor 250 Jahren starb Fürstbischof Clemens August I. von Bayern

Die Wetterfahne des Reiches

Clemens August war eine der schillerndsten Persönlichkeiten unter den Landesherren seiner Zeit. Viele sahen in ihm ein deutsches Gegenstück zum Sonnenkönig Ludwig XIV. In die Geschichte eingegangen ist er weniger als politischer Machthaber oder Erzbischof denn als Bauherr, Mäzen und Kunstsammler.

Autor/in:
Guido Bee
 (DR)

Bis in die 1990er Jahre war es ein vertrautes Bild: Der damals in Bonn residierende Bundespräsident lud Staatsgäste zu einer feierlichen Soiree nach Brühl ein. Dort, im Schloss Augustusburg, das heute zum Weltkulturerbe gehört, konnten sich die auswärtigen Besucher am angenehmen Ambiente einer wunderschön gestalteten Rokokoresidenz erfreuen.



In gewisser Hinsicht wiederholte man damit ein Zeremoniell aus vergangenen Zeiten: Über 200 Jahre zuvor pflegte ein gleichfalls in Bonn residierender Landesherr, seine Gäste in ähnlicher Weise in Schloss Augustusburg zu empfangen. Es war der Erbauer des Schlosses, der Kurfürst und Erzbischof Clemens August Ferdinand Maria Hyazinth von Bayern, der vor 250 Jahren, am 6. Februar 1761, starb.



Bischof aus Abstammung

Dass es Clemens August zum vielfachen Bischof und Landesherrn brachte, ist weniger seiner Persönlichkeit als seiner Abstammung zu verdanken: Er wurde am 16. August 1700 als vierter Sohn des Kurfürsten Max Emanuel von Bayern aus dem Haus der Wittelsbacher geboren, der für jedes seiner Kinder genaue Pläne hatte, die der Ausbreitung seiner Dynastie dienen sollten.



Clemens August war von Jesuiten erzogen worden und von Anfang an zum Geistlichen bestimmt. Nach der Vorstellung seines Vaters sollte er Bischof von Freising, Regensburg und Speyer werden, während sein Bruder Philipp Moritz für die Bistümer Münster und Paderborn vorgesehen war. Clemens August wurde deshalb 1715 Koadjutor und ein Jahr später - im Alter von 16 Jahren - Bischof von Regensburg. 1717 ging er mit Philipp Moritz nach Rom, um seine theologischen Studien zu vertiefen. Als sein Bruder dort zwei Jahre später an Blattern starb, musste Max Emanuel umdisponieren: Clemens August wurde nun anstelle von Philipp Moritz Fürstbischof von Münster und Paderborn.



In den nächsten Jahren kamen weitere Bischofssitze hinzu: 1723 Köln, 1724 Hildesheim und 1728 Osnabrück. Jahrzehntelang herrschte Clemens August nun über fünf geistliche Territorien, was ihm den Beinamen "Monsieur des Cinq Eglises", Herr von Fünfkirchen, einbrachte. Allerdings waren zwischenzeitlich noch Bedenken von Papst Benedikt XIII. zu überwinden, da Clemens August bei der Übernahme seiner ersten vier Bischofssitze noch kein geweihter Priester war. 1725 wurde dieser Schritt nachvollzogen, so dass 1727 die Bischofsweihe erfolgen konnte.



Die Entfaltung höfischer Pracht

Als Landesherr lavierte er mit taktischem Geschick zwischen den Großmächten Frankreich, England, Preußen und Habsburg, was ihm zeitweilig den Vorwurf eintrug, die "Wetterfahne des Heiligen Römischen Reiches" zu sein. Als Fürst von fünf Territorien verfügte er über entsprechende Macht im Reichstag und konnte so einiges dazu beitragen, dass sein Bruder Karl 1742 zum Kaiser gewählt wurde.



Stärker als die Politik interessierte ihn aber die Entfaltung höfischer Pracht, von der neben dem schon erwähnten Schloss Augustusburg noch die ebenfalls von ihm errichteten Schlösser Falkenlust in Brühl, Entenfang in Wesseling, Clemenswerth im emsländischen Sögel und Liebenburg bei Goslar zeugen.



War Clemens August schon als Lebender nicht auf einen Ort festgelegt, so gilt das um so mehr für seine sterblichen Überreste. Der größte Teil von ihnen wurde im Kölner Dom beigesetzt, seine Eingeweide in der Bonner Kirche St. Remigius, weitere Körperteile - Augen, Zunge und Gehirn - in der Bonner Kapuzinergruft. Nur sein Herz verblieb nicht im Rheinland, sondern kehrte in seine bayerische Heimat zurück: In der Altöttinger Gnadenkapelle ruht es neben denen vieler Herrscher aus dem Hause der Wittelsbacher.