Kirche übt harsche Kritik an Berlusconi

Keine Rückendeckung mehr

Die Italienische Bischofskonferenz hat sich erstmals seit dem Beginn der Sex-Skandale um Ministerpräsident Silvio Berlusconi vom römischen Regierungschef distanziert. Der Vorsitzende des Episkopats, Kardinal Angelo Bagnasco, kritisierte "Berichte über Lebensstile, die unvereinbar mit der Würde und dem Ansehen der Institutionen sind, falls sie sich bestätigen sollten".

 (DR)

Die in den Medien dargelegten Verhaltensweisen verstießen nicht nur gegen die guten Sitten, sondern seien in sich traurig und leer.



"Zügellose Verhaltensweisen und unangebrachte Beziehungen" seien nicht nur an sich negativ, sondern führten auch unabhängig vom Bekanntheitsgrad der Betroffenen zu gesellschaftlichen Schäden, sagte der Erzbischof von Genua bei der Eröffnung des Ständigen Rats der Bischofskonferenz in Rom. Die Öffentlichkeit blicke "mit Schrecken" auf die Handelnden auf der öffentlichen Bühne.



Italienische Medien berichten seit rund einem Jahr von Ermittlungen über Sex-Partys in den Häusern des Ministerpräsidenten. Der Regierungschef steht im Verdacht, Minderjährige zur Prostitution angestiftet zu haben.



Kritik auch an Opposition

Mit Blick sowohl auf die Regierung als auch auf die Opposition prangerte der Vorsitzende der Bischofskonferenz auch die "gegenseitige systematische Verleumdung" der politischen Akteure an. Die Opposition hatte seit langem klare Worte des Episkopats über Berlusconis moralisches Verhalten gefordert.



Bislang hatten die Bischöfe und vor allem ihr als besonders konservativ geltender Vorsitzender sich mit Kritik zurückgehalten. Unter Mitte-Rechts-Regierungen sahen sie ihre Anliegen wie die Erhaltung von Steuervergünstigungen für Kircheneigentum und staatlich bezahlten katholischen Religionsunterricht unter der alleinigen Verantwortung der Kirche am besten vertreten.