Auch der Hongkonger Bischof wird Kardinal

Zwischen Prinzipientreue und Dialog

Es ist eine Gratwanderung zwischen Reformgeist und Papsttreue, die Bischof Tong vollzieht. Mit leisen Tönen will er Brücken bauen. Doch China macht es dem diplomatischen Vertreter Benedikts nicht leicht. Am Samstag wurde auch der 72-jährige von Papst Benedikt XVI. zum Kardinal kreiert.

Autor/in:
Bettina Gabbe
 (DR)

Es ist still geworden um die katholische Kirche in Hongkong. Seit dem altersbedingten Rücktritt des streitbaren Bischofs, Kardinal Joseph Zen, vor fast drei Jahren, ist der Ton gegenüber China leiser, der Ausdruck vorsichtiger geworden. Den neuen Duktus geprägt hat Zens Nachfolger, Bischof John Tong Hon. In den Auseinandersetzungen zwischen dem Vatikan und Peking pflegt er einen deutlich diplomatischeren Kurs.



Tong hat aufgrund des autonomen Status der ehemaligen britischen Kronkolonie Hongkong größere Freiheiten als seine Amtskollegen im übrigen Land. Er versteht sich jedoch ebenso wie sein Vorgänger als Anwalt für die Katholiken im kommunistischen China. So fordert er die Freilassung inhaftierter Priester und verurteilt Bischofsweihen, die ohne Zustimmung des Vatikans erfolgen.



Fünf Prozent der Bewohner Hongkongs sind Katholiken, in China ist es etwa ein Prozent. Davon gehören etwa fünf Millionen Menschen der staatlich kontrollierten "Patriotischen Vereinigung" an, weitere zehn Millionen sind Mitglieder der Untergrundkirche.



Tong sucht nach neuen Wegen des Dialogs

Unter Papst Johannes Paul II. bemühte sich der Vatikan darum, sein Verhältnis zu China schrittweise zu normalisieren. Am Ende dieses Weges soll nach römischen Vorstellungen die Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen stehen. Die wurden abgebrochen, als die kommunistische Regierung 1951 den päpstlichen Vertreter des Landes verwies.



In seiner Zeit als Bischof (2002-2009), aber auch schon vorher, prangerte Kardinal Zen lautstark Einschränkungen der Religionsfreiheit auf dem chinesischen Festland an. Bischofsernennungen erfolgten trotz Zens mitunter heftiger Kritik an Peking dennoch vielfach im beiderseitigen Einvernehmen zwischen Peking und Rom.



Die Lage hat sich nach Tongs Amtsübernahme nicht verbessert. Im Gegenteil: Trotz seines milderen Tons ließ die staatlich kontrollierte katholische Kirche nach mehrjähriger Unterbrechung wieder Bischöfe ohne Zustimmung des Vatikans weihen. Tong sucht dabei nach neuen Wegen des Dialogs. "Aber wir werden nie Kompromisse gegen unsere Prinzipien machen und bleiben der katholischen Lehre treu", versichert er. Deshalb verurteilte er im vergangenen Sommer erneut aus römischer Sicht "illegitime Bischofsweihen" als "traurige und schmerzhafte Situation".



Sein Verhältnis zu den chinesischen Behörden bezeichnet Tong, der aus einer nichtkatholischen Familie stammt, gern vorsichtig als "OK". Zumindest sei man im Gespräch miteinander, sagt er. Er könne beides gleichzeitig, an seinen Prinzipien festhalten und den Dialog mit der chinesischen Regierung aufrecht erhalten. Tong ist das Oberhaupt von rund einer halben Million Katholiken in Hongkong, die zu einem nicht unwesentlichen Teil aus philippinischen Gastarbeitern besteht. Er ist der erste auf der Insel geborene Bischof.



Brückenbauer nach Peking

Immer wieder betont der Tong seine Herkunft aus einer traditionellen chinesischen Familie, die über den Besuch seiner Mutter in katholischen Schulen zur Kirche fand. Für den Vatikan eignet er sich auch deshalb besonders gut als Brückenbauer nach Peking, weil er seit Ende der 70er Jahre in Hongkong ein Forschungsinstitut für China-Studien leitet, das sich besonders auf die Lage der dortigen Katholiken konzentriert.



Nach dem Besuch katholischer Schulen in der damaligen portugiesischen Kolonie Macao studierte Tong am Priesterseminar von Hongkong Theologie und chinesische Philosophie. Mitte der 60er Jahre beendete er seine Studien an der päpstlichen Urbaniana-Universität in Rom. Zum Priester geweiht wurde er 1966, als die katholische Kirche der Reformgeist des gerade beendeten Zweiten Vatikanischen Konzils bewegte.



So ist ihm auch der Dialog mit anderen Kulturen und Konfessionen ein besonderes Anliegen. In seiner international geprägten Heimatstadt hält er Kontakt zu anderen Kirchen und Religionen. Gleichzeitig will er dazu beitragen, dass die Vorgaben des Papstbriefs an die chinesischen Katholiken von 2007 umgesetzt werden. Darin drängt Benedikt XVI. auf eine Vereinigung der "Patriotischen Vereinigung" und der Untergrundkirche. Die Priester und Bischöfe dieser illegalen Gemeinschaften werden immer wieder inhaftiert und in Umerziehungslager geschickt.