"Jeder Verbraucher wirft im Durchschnitt jedes Jahr 83 Kilogramm Lebensmittel auf den Müll", kritisierte Marcus Harke, Vorsitzender des Evangelischen Dienstes auf dem Lande (EDL) in der Evangelischen Kirche in Deutschland am Freitag in Berlin am Rande Grüne Woche.
Unter dem Motto "Gottes Vielfalt - Außer Norm" suchten EDL und die Katholische Landjugendbewegung das Gespräch mit Verbrauchern, Landwirten und Politikern, hieß es.
Die Kirchen setzten sich für eine weltweit gerechte Verteilung von Lebensmitteln und die Vermeidung ihrer Vernichtung, erklärte Harke laut einer vom Evangelischen Kirchenkreis An Nahe und Glan verbreiteten Mitteilung. Große Mengen von Lebensmitteln gerieten bei der Erzeugung, Verarbeitung und im Handel unter die Räder. Mit ihrer Initiative knüpften die Kirchen an die Kampagne des Verbraucherschutzministeriums "Zu gut für die Tonne" an, hieß es.
Fragliche Essgewohnheiten
Die Nachbildung einer Dorfkirche steht den Angaben zufolge im Zentrum des ökumenischen Kirchenstandes bei der bis 27. Januar laufenden weltgrößten Messe für Ernährung, Landwirtschaft und Gartenbau. Harke, der auch Superintendent des rheinischen Kirchenkreises An Nahe und Glan ist, kritisierte vor allem die Normierung von Lebensmitteln, die Entwicklungsländern den Zugang zum europäischen Markt erschwere. Zudem landeten wertvolle Lebensmittel im Müll, weil sie nicht in allen Einzelheiten die Vorgaben erfüllten:
"Wenn Gurken nicht der Norm entsprechen, wird ein Teil von ihnen schon zu Abfall", sagte der Theologe.
Die Kirchen stellten zudem die Essgewohnheiten der Menschen infrage. "Wir suchen uns von allem nur das Beste aus, essen vom Hähnchen zum Beispiel nur Brust und Schenkel - was geschieht aber mit den übrigen Teilen?", sagte Harke weiter. Entweder würden auch diese Lebensmittel zu Müll oder sie würden nach Afrika transportiert und dort unter fragwürdigen hygienischen Bedingungen auf Märkten verkauft.
Der Evangelische Dienst auf dem Lande mit der Geschäftsstelle im rheinland-pfälzischen Altenkirchen vertritt die Belange der kirchlichen Arbeit auf dem Land in der Öffentlichkeit, im Rahmen der Grünen Woche in Berlin sowie bei Kirchentagen. Jährliche Fachtagungen finden in der Evangelischen Landjugendakademie Altenkirchen und bei der Erntekronenübergabe in Berlin statt.