Als integre Politikerin hat Bischof Gebhard Fürst die Bundesministerin für Bildung und Forschung Annette Schavan gewürdigt. Annette Schavan, der am Mittwoch vom Rat der Philosophischen Fakultät Düsseldorf der Doktortitel aberkannt worden war, habe sich auf vielen Feldern um die Kirche verdient gemacht, ließ Bischof Gebhard Fürst aus dem südvietnameischen Can Tho mitteilen, das er auf seiner Pastoralreise durch Vietnam besucht. Er kenne die Politikerin seit vielen Jahren aus dem Zentralkomitee deutscher Katholiken (ZdK), wo sie von 1994 bis zu ihrer Wahl in den Bundestag 2005 Vizepräsidentin war, und schätze sie als engagiertes Kirchenmitglied und hochkompetente Fachfrau.
Auch vom vom ehemaligen Präsidenten der Humboldt-Universität Berlin, Christoph Markschies, erfährt Schavan Rückendeckung. "Ich bin mir sicher, dass Frau Schavan in ihrer Dissertation keinen bewussten Täuschungsversuch unternommen hat", sagte der evangelische Kirchenhistoriker, der die Arbeit nach eigenen Angaben zweimal gelesen hat, am Donnerstag dem Online-Portal "evangelisch.de".
Kein Anlass für Entzug des Titels
Markschies sieht keinen Anlass für eine Aberkennung des Doktortitels. "Man müsste, wenn man Annette Schavan den Doktorgrad entzieht, ihn schon aus Gleichbehandlungsgründen vielen Hunderten Promovierten ebenfalls entziehen." Er warnte davor, heutige Standards für die Beurteilung von Doktorarbeiten als allgemeinverbindlich anzusetzen. Schavan habe ein außerordentlich schwieriges Thema bearbeitet. "Wenn man eine derartige Aufgabenstellung als Fehler bezeichnen möchte, dann ist zuallererst der Doktorvater und das entsprechende Institut der Universität Düsseldorf dafür verantwortlich zu machen", sagte Markschies.
Der Fakultätsrat der Uni Düsseldorf hatte am Dienstag über den Titel-Entzug entschieden. Die Mehrheit der Mitglieder war überzeugt, dass Schavan in ihrer 1980 verfassten Doktorarbeit mit dem Titel «Person und Gewissen» vorsätzlich zahlreiche Zitate nicht kenntlich gemacht und auch von ihr verwendete Bücher nicht angegeben hat. Der Dekan der Philosophischen Fakultät, Bruno Bleckmann, erklärte, Schavan habe systematisch und vorsätzlich gedankliche Leistungen vorgegeben, die sie in Wirklichkeit nicht selbst erbracht habe.