Deutsche Pilger feiern Gottesdienst in Rom

Müde und dankbar

Noch einmal versammelten sich vor allem Pilger aus der bayerischen Heimat von Papst Benedikt XVI. in Rom, um ihren Landsmann zu ehren. In der Kirche Santa Maria in Traspontina predigte Erzbishof Zollitsch.

Autor/in:
Bettina Gabbe
Dankgottesdienst (DR)
Dankgottesdienst / ( DR )

So gut besucht sind deutsche Gottesdienste kaum je an einem Mittwochnachmittag. In der Kirche Santa Maria in Traspontina an der Prachtstraße zwischen Engelsburg und Petersplatz in Rom stimmen knapp 600 Pilger nach anstrengenden Tagen mit langer Busfahrt und einer kurzen Nacht aus voller Brust Kirchengesänge an, wie sie in Rom selten zu hören sind. Das Donnern der Orgel geht beim Einzug von Erzbischof Robert Zollitsch und vier Bischöfen mit insgesamt 25 Konzelebranten allen Anwesenden bis in die Knochen. Sie versammeln sich nach der letzten Generalaudienz mit Papst Benedikt XVI. in der Kirche, um für das Pontifikat zu danken.

Eine bayerische Trachtengruppe stellt sich zur gleichen Zeit in grauem Loden am Beginn der Prachtstraße auf, die an der Kirche vorbei zum Petersplatz führt. Für sie und ihre große blau-weiße Fahne war in der überfüllten Kirche schlicht kein Platz mehr.

Ein letztes Mal feiern angereiste Pilger gemeinsam mit deutschen Kurienmitgliedern, darunter dem ehemaligen Privatsekretär des scheidenden Papstes, Josef Clemens, ihren deutschen Papst. "Viele waren überrascht", als Joseph Ratzinger 2005 zum Papst gewählt wurde, sagt Zollitsch in seiner Predigt. "Auch ich", gesteht der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz freimütig ein.

Ein markanter Fels

Mit dem ihm eigenen gesangartigen Predigt-Stil würdigt der Freiburger Erzbischof den scheidenden Papst, zu dem er nach eigenem Bekunden auch künftig Kontakt halten will. Er sei der "erste neue Papst des 21. Jahrhunderts" gewesen, einer Epoche, die "von großen gesellschaftlichen Umwälzungen und enormen wissenschaftlichen und technischen Entwicklungen" geprägt sei.

Benedikt sei der "markante Fels in der mitunter stürmischen Brandung des Zeitgeistes" gewesen und habe "unerschrocken für die Unverletzlichkeit der Würde des Menschen und die Achtung der fundamentalen Menschenrechte" gekämpft. Den müden Gesichtern der Gottesdienstbesucher ist anzusehen, dass sie Zollitschs Worte mit ihren eigenen Einschätzungen über den Papst vergleichen. Für kritische Überlegungen sind sie nach der aufwühlenden Generalaudienz vom Vormittag mit Benedikt aber viel zu geschafft.

Bei Commandini in der Parallelstraße haben viele von ihnen vor dem Gottesdienst religiöse Andenken gekauft. Am besten gingen in diesen Tagen Schlüsselanhänger und Rosenkränze mit Benedikts Konterfei. "Von jetzt an werden Benedikt-Artikel sicher noch viel besser gehen", meint Maria Commandini. Ihre Familie führt das Geschäft mit religiösen Andenken seit 60 Jahren. "Denn jetzt haben die Menschen begriffen, dass er ein guter Papst war."

 


Quelle:
epd