Jahrzehntelang war Giovanni Battista Re in Schlüsselpositionen der römischen Kurie tätig. Als vatikanischer Innenminister und dann als Präfekt der wichtigen Bischofskongregation gehörte er zu den einflussreichsten Personen im Vatikan. Seine neue Aufgabe verdankt Re dem Umstand, dass Kardinaldekan Angelo Sodano, der in der vergangenen Woche das Vorkonklave mit bemerkenswerter Souveränität geleitet hat, mit 85 Jahren nicht mehr papstwahlberechtigt ist. Er leitet zwar noch die wichtige Messe "pro eligendo Romano Pontifice", kann aber nicht mehr am eigentlichen Konklave teilnehmen. Das gleiche gilt für den Vizedekan des Heiligen Kollegiums, Roger Etchegaray, der bereits 90 ist und in den Generalkongregationen mit einer eindrucksvollen Wortmeldung brilliert haben soll. Die Leitung des Konklaves geht nun an Re über, der als Ältester der Kardinalbischöfe den protokollarisch höchsten Rang unter den 115 Papstwählern innehat.
Präfekt der Bischofskongregation
Vom Jahr 2000 bis 2010 war Re Präfekt der Bischofskongregation, eine Art "Personalchef" der Kirche. Er bereitete alle Bischofsernennungen vor, soweit sie nicht in den Missionsländern oder in der Kompetenz der Ostkirchen lagen. Zuvor war er elf Jahre lang vatikanischer Innenminister - und damit der wichtigste Mann in der vatikanischen Verwaltung nach dem Kardinalstaatssekretär. Sein Organisationstalent galt als legendär, sein Arbeitspensum als enorm. Damit hatte er sich bereits zuvor einen Ruf erworben, als Papst Johannes Paul II. ihn 1979 zum stellvertretenden Innenminister machte. Wie sehr der polnische Papst seinen loyalen Mitarbeiter schätzte, zeigt die Tatsache, dass er 1998 bei einem Bergurlaub in den norditalienischen Alpen einen Abstecher in Res Heimatort machte und die Familie privat besuchte.
Der Sohn eines Schreiners
Giovanni Battista Re wurde am 30. Januar 1934 in Borno bei Brescia nahe dem Gardasee geboren. Sein Vater, der vor wenigen Wochen starb, war Schreiner, eine Schwester gehört dem Canossianer-Orden an. Unmittelbar nach Kriegsende 1945 trat Re ins Seminar ein, 1957 wurde er in Brescia zum Priester geweiht, anschließend promovierte er an der Gregoriana in Rom in Kirchenrecht. Für kurze Zeit war er danach Dozent am Seminar in Brescia und zugleich Vikar in einer Stadtrandpfarrei, bevor er in den Diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhls trat. Erste Auslandsstation war Panama. Es folgten vier Jahre im Iran, bevor er 1971 in die Zentrale nach Rom zurückberufen wurde, und der mächtige Substitut Erzbischof Giovanni Benelli ihn zu seinem Privatsekretär machte.
Auch nach seinem Rücktritt als Kardinalpräfekt machte Re noch von sich Reden. Er ist Mitglied in mehreren vatikanischen Behörden. Und sein Rat ist, trotz seines unbestreitbaren Machtbewusstseins, weiterhin gefragt.