Angesichts des gelungenen Klon-Experiments in den USA fordern deutsche Wissenschaftler, Kirchenvertreter und Politiker eine internationale Ächtung des Klonens von Menschen. "Es ist extrem dringend, jetzt ganz deutlich zu machen, dass es einen weltweiten Konsens gibt, reproduktives Klonen zu ächten", sagte der Sozialethiker Peter Dabrock am Donnerstag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Auch Naturwissenschaftler, Politiker und Kirchenvertreter warnen vor Versuchen, Menschen zu klonen, und sprechen sich für ein weltweites Verbot aus.
Dabrock sagte, in den Jahren 2004 und 2005 habe es auf UN-Ebene eine Initiative gegeben, das Klonen zu verbieten. Daraus sei jedoch nichts geworden. "Ich würde mir wünschen, dass sich Deutschland hier auf internationaler Ebene für eine Ächtung einsetzt", sagte Dabrock, der einer von drei Vize-Vorsitzenden des Deutschen Ethikrats ist.
Der Bonner Stammzellforscher Oliver Brüstle sagte der Wochenzeitung "Die Zeit", es gebe Verfahren, die durch internationale Konventionen gebannt werden sollten. Hierzu zählten das reproduktive Klonen und bleibende Eingriffe in die menschliche Keimbahn. Reproduktives Klonen zur Züchtung eines Menschen wird vom sogenannten therapeutischen Klonen unterschieden, bei dem Verfahren zur Heilung entwickelt werden sollen.
Auch therapeutisches Klonen birgt Risiken
Das Team um den Forscher Shoukhrat Mitalipov betont, therapeutisches Klonen zu betreiben. Ihnen ist es laut Bericht in der Fachzeitschrift "Cell" erstmals gelungen, menschliche Stammzellen aus einem eigens dafür geklonten Embryo zu gewinnen. Dafür wurde der Kern einer Hautzelle eines Menschen in eine entkernte Eizelle übertragen.
Die Forscher erhoffen sich, mit dieser Methode Therapien für Krankheiten wie Parkinson entwickeln zu können. Frei von ethischen Bedenken ist aber auch das therapeutische Klonen nicht. Der Präsident der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina, Jörg Hacker, sagte dem epd, dabei würden Methoden entwickelt, die man auch beim reproduktiven Klonen benötigt.
Ähnlich äußert sich Dabrock: Es bleibe das Unbehagen, "dass jetzt die Rezeptur für reproduktives Klonen, für 'Frankenstein-Experimente' gefunden ist", sagte er.
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, sagte der "Welt" (Freitagsausgabe), die Menschenwürde verbiete es, "menschliche Embryonen ausschließlich als Mittel den Zwecken anderer Menschen zu unterwerfen". Das gelte selbst, wenn dadurch anderen Menschen geholfen werden könne.
Nach Ansicht des Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, ist mit dem Klon-Experiment eine ethische Grenze überschritten worden. Die Forschungsergebnisse lösten insgesamt eine tiefe Besorgnis aus. Der Präsident der Zentralkomitees deutscher Katholiken, Alois Glück, forderte einen "allgemein anerkannten ethischen Rahmen" für biomedizinische Forschung.
In Deutschland nicht möglich
Der Medizinrechtler Jochen Taupitz betonte, dass die Forschung von Mitalipov in Deutschland nicht möglich sei. Das Embryonenschutzgesetz verbietet die Herstellung künstlicher Embryone zu Forschungszwecken, und auch die Forschung an Stammzellen ist nur begrenzt erlaubt.
Viele Experten verwiesen am Donnerstag auf eine als ethisch unbedenklich geltende Alternative: die Forschung an induzierten pluripotenten Stammzellen (iPS-Zelle). Diese werden aus Zellen Erwachsener gewonnen und in einen früheren Zustand programmiert. Aus ihnen können dann ebenfalls unterschiedliche Zelltypen entstehen.
Der Forschungsexperte der SPD-Bundestagsfraktion, René Röspel, erklärte in Berlin, er setze auf Stammzellforschung jenseits geklonter Embryonen. Auch die Abgeordneten Jens Spahn (CDU) und Albert Rupprecht (CSU) verwiesen auf diese Forschung. Versuche, menschliches Leben zu klonen, seien mit der Menschenwürde unvereinbar, erklärten sie.