domradio.de: Warum sind diese Menschen denn aus ihrer Heimat nach Köln aufgebrochen?
Susanne Rabe-Rahman: Es sind zunächst einmal Menschen, die im Rahmen der EU-Freizügigkeit auch hierher kommen dürfen, sich hier Arbeit suchen dürfen. Bei den Rumänen und Bulgaren ist es so, dass bereits jetzt sehr viele Menschen auch Arbeit finden, ca. 80 Prozent, so sagt die Bundesstatistik, haben hier tatsächlich auch eine Arbeitsgelegenheit gefunden, obwohl sie als Arbeitnehmer bis zum Ende des Jahres noch einen eingeschränkten Zugang zum Arbeitsmarkt haben. Das heißt, sehr viele werden hier als Fachkräfte schon gebraucht und auch vermittelt, es gibt aber auch Menschen, die aufgrund ihrer Vorerfahrung, ihrer vorberuflichen Kenntnisse oder vielleicht auch mangelnden Bildungsabschlüsse hier Schwierigkeiten auf dem Arbeitsmarkt haben, weil es diesen eingeschränkten Zugang gibt. Sie versuchen natürlich für das Überleben ihrer Familie in irgendeiner Form Möglichkeiten zu finden und sind deshalb nach Deutschland und auch nach Köln gekommen, um hier irgendwie zu ermöglichen, dass sie ein paar Euro verdienen können und damit Familien in ihren Herkunftsländern auch ein Stück Unterstützung zu geben. Die wirtschaftliche Situation in Rumänien und Bulgarien hat sich zugespitzt, selbst gutqualifizierte Menschen müssen mehrere Jobs nebeneinander haben für ein einigermaßen ausreichendes Auskommen für ihre Familie. Die Preise vor Ort sind sehr hoch und die wirtschaftliche Hilfe der EU kommt vor Ort nicht ausreichend an.
domradio.de: Einige der Männer haben sich an bestimmten Stellen der Stadt als billige Schwarzarbeiter angeboten. Dieser "Arbeiterstrich" hat für Aufsehen und für Unmut gesorgt. Der Zoll war vor Ort und hat versucht mit Kontrollen, diesen Arbeiterstrich aufzulösen. Aber damit ist das Problem vermutlich nicht gelöst, oder?
Rabe-Rahman: Ich denke das Ganze ist sehr zweischneidig. Das eine ist natürlich, dass Menschen aus Not sich vor Ort tatsächlich zu sehr ungünstigen und unklaren Konditionen als Arbeitskräfte anbieten, dass sie aber auch ihren Arbeitgebern dann an der Stelle hilflos ausgeliefert sind. Es gibt viele Fälle, wo eigentlich der ohnehin sehr geringe Lohn, der mal eben verhandelt wird, auch noch geprellt wird und die Leute für ihr mehr oder weniger legales Engagement überhaupt nicht entlohnt werden. Das ist sehr zweischneidig, weil ich denke, dass natürlich die Strukturen, die das überhaupt ermöglichen, das heißt eigentlich die Arbeitgeber hier zu so illegalen Praktiken neigen, stärker aus meiner Sicht auch noch einmal ins Visier genommen werden müssen. Da muss mehr getan werden. Auf der anderen Seite wird eben die Notlage Betroffener ausgebeutet und wir sind der Auffassung, dass wir mit unseren Hilfen da sicherlich auch noch einmal mobiler werden müssen, um Menschen auch in diesen schwierigen Situationen einen groben Kontext, was rechtliche Situationen in Deutschland und Köln ausmacht, geben zu können. Damit sie sich in ihrer ohnehin schwierigen Situation trotzdem an der ein oder anderen Stelle auch behaupten können.
domradio.de: Was tun Sie dann, um diese Menschen besser zu integrieren?
Rabe-Rahman: Es gibt sehr unterschiedliche Situationen im Moment. Einerseits sind sie Zielgruppe unserer Beratungseinrichtungen, der Integrations- und Migrationsberatung, andererseits Zielgruppe der Wohnungslosenhilfe und vielfach schon bei Pfarrgemeinden bekannt. Wir sind im Moment dabei zu sehen, dass unsere Hilfen niedrigschwelliger werden, also dass wir mobiler werden und auch vor Ort Menschen aufsuchen und ihnen grundlegende rechtliche Situationen noch einmal mit auf den Weg zu geben. Also wie ist das grundlegend mit dem Arbeitsrecht, mit dem Aufenthaltsrecht, mit den Arbeitsmöglichkeiten ab Januar, welche Qualifikationen werden gebraucht, wo gibt es vielleicht jetzt schon die Möglichkeit, die Sprachförderung zu machen, die ja gebraucht wird, um auf dem Arbeitsmarkt bessere Chancen zu haben.
Das Interview führte Dagmar Peters