Konrad-Adenauer-Stiftung zum Weltjugendtag

"Es wird Chaos geben"

Felix Dane ist der Leiter des Auslandsbüros Brasilien der Konrad Adenauer Stiftung. Im domradio.de interview zieht er eine Zwischenbilanz des Weltjugendtages.
 

Papst Franziskus (dpa)
Papst Franziskus / ( dpa )

domradio.de: Sie haben durch den Papst ja drei freie Tage bekommen. Wie kam es denn dazu?
Dane: Das hat sich so ergeben, dass die Stadtverwaltung gemerkt hat, dass auch in einer Stadt von über 6 Millionen Einwohnern, 2 Millionen zusätzliche Pilger ein deutliches Mehr bedeuten. Und dass das überstrapazierte Verkehrssystem dann komplett kollabieren würde. Und so hat man dann gesagt: Wenn die Arbeiter sowieso nicht zur Arbeit kommen, dann geben wir ihnen lieber einfach frei, dann hat man mehr Platz für die vielen Busse, die aus ganz Lateinamerika kommen und jetzt in der Stadt parken. Und so ist es einfach dazu gekommen, dass man diesen Notnagel gefunden hat.

domradio.de: Drei Feiertage für Rio, um den Verkehr zu entlasten. Wie groß ist denn das Chaos bei Ihnen vor der Haustür?
Dane: Das Chaos ist schon sehr deutlich zu spüren, es funktioniert einfach gar nichts mehr. Die Straßen sind gesperrt, man kommt nirgends mehr hin, außer wenn man zu Fuß unterwegs ist. Aber es sind gleichzeitig auch sehr viele Maßnahmen getroffen worden, um dem entgegenzuwirken. So sind z.B. lauter Extra-Sendemasten für die Handys installiert worden, damit eben das Handynetz nicht zusammenbricht. Und so muss man sagen, dass das Chaos zwar existiert, sich aber noch in Grenzen hält.

domradio.de: Sie haben sich ja gestern selbst in das Getümmel an der Copacabana gestürzt, wo der Papst die Jugendlichen getroffen hat. Wie hat er denn auf Sie gewirkt?
Dane: Sehr volksnah, absolut. Er ist einfach einer, der sicher gern gegen das Protokoll verstößt und dann sehr nah mit den Menschen redet. Er hat Kinder in den Arm genommen, sie geküsst oder gesegnet. Er hat das Bad in der Menschenmenge einfach genossen und das der Menge einfach zurückgegeben. Die Brasilianer oder eigentlich alle Anwesenden haben sehr, sehr glücklich auf ihn reagiert, das waren sehr freudige Szenen trotz des grauenhaft schlechten Wetters. Und trotzdem waren über eine Million Menschen auf der Straße mit bunten Fahnen und Gesang und alle haben ihn sehr freudig aufgenommen und empfangen und applaudiert und gesungen. Also es herrschte eine sehr ausgelassene Stimmung.

domradio.de: Der Papst ist sehr nah an den Menschen, die Menschen auch sehr nah am Papst. Lässt das nicht dem Sicherheitspersonal die Haare zu Berge stehen?
Dane: Oh ja, absolut. Das ist wirklich eine Aufgabe, die ich nicht haben wollte. Die Sicherheitslage in Rio ist ja sowieso schon nicht die beste. Insofern, wenn man es dann mit einem so hohen Würdenträger zu tun hat, der sich dann auch noch über das Protokoll hinwegsetzt, dann muss man wirklich sagen: Das ist keine einfache Aufgabe. Andererseits ist es aber natürlich so, dass die Leute, die hier teilnehmen, alle dem Papst sehr zugetan sind und sich natürlich gegenseitig unterstützen und insofern die Gefahr etwas bannen. Aber es ist natürlich schon ein riesiges Wagnis, was er da eingeht, und das ist wie gesagt wirklich keine Aufgabe, die ich haben wollen würde.

domradio.de: Das Wetter spielt ja nicht mit. Das haben wir jetzt in dieser Sendung schon häufiger gesagt. Genauso wie unsere Telefonleitung, die ist auch etwas wackelig. Das Papstfeld ist ja verlegt worden. Der ursprüngliche Veranstaltungsort für die Abschlussmesse hat sich in eine Schlammwüste verwandelt. 2 Millionen sollen jetzt spontan an die Copacabana umgeleitet werden. Kriegen die Brasilianer das hin?
Dane: Ich denke schon. Die Brasilianer sind ja ein sehr improvisationsfreudiges Volk. Es wird Chaos geben, das ist vollkommen klar, aber es lässt sich an der Copacabana schon eine Menge tun.

Das Interview führte Tobias Fricke.


Quelle:
DR