Caritas fordert mehr Mittel für Ausbildung

Problemfall Pflege

Die Zahl der hilfsbedürftigen Älteren steigt. Doch es fehlt an Fachkräften, Geld und Möglichkeiten für ihre Pflege. SPD-Kanzlerkandidat Steinbrück verspricht eine umfassende Reform. Die Caritas wünscht sich mehr als Wahlkampfversprechen.

SPD-Kanzlerkandidat Peeer Steinbrück (dpa)
SPD-Kanzlerkandidat Peeer Steinbrück / ( dpa )

Eine kostendeckende Finanzierung der Fachseminare für Altenpflege hat die Caritas im Erzbistum Köln gefordert. Seit sieben Jahren habe es keine Anpassung der Fördermittel mehr gegeben, sagte Diözesan-Caritasdirektor Frank Johannes Hensel. Die jüngste Veränderung sei sogar faktisch eine Kürzung gewesen. Die Folge sei, dass entgegen aller politischen Ankündigungen die Fachseminare für Altenpflege seit Jahren mit massiven finanziellen Einschränkungen zurechtkommen müssten.

"Es reicht nicht aus, in Wahlkampfzeiten große Anstrengungen zu proklamieren, es müssen Taten her", so Hensel. Die Politik müsse auf den Fachkräftemangel in der Pflege reagieren. Ein "Wurzelstrang des Problems" sei nach wie vor die Finanzierung der Ausbildung, so der Caritasdirektor mit Blick auf einen Bericht des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK). Demnach ist im laufenden Jahr mit etwa 60.000 neuen Arbeitsplätzen in der Gesundheitswirtschaft zu rechnen.

Steinbrück fordert umfassende Pflegereform

SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück hatte zuvor angekündigt, im Falle eines Wahlsiegs eine umfassende Pflegereform auf den Weg bringen zu wollen. Er strebe nicht nur eine bessere finanzielle Ausstattung des Pflegesystems an. Er wolle auch dafür Sorge tragen, dass hilfsbedürftige Ältere so lange wie möglich in ihren eigenen vier Wänden leben können.

Steinbrück zufolge sollen wohnungsnahe Hilfsangebote und eine teilstationäre Behandlung Teil der Pflegereform sein. Um den Mehrbedarf zu finanzieren, solle der Pflegeversicherungsbeitrag um 0,5 Prozentpunkte erhöht werden, kündigte Steinbrück an. Zudem erneuerte er seinen Vorstoß, 125.000 Pflegefachkräfte anzustellen. "Dies wird ein Beitrag sein müssen, um den Pflegeberuf attraktiver zu machen." Steinbrück zufolge wird es bereits in wenigen Jahren mehr als drei Millionen Pflegebedürftige geben.

Positionspapier zur Pflege

Altenhilfe und Ebert-Stiftung legten am Montag auch ein Positionspapier zu dem Thema vor. Darin spricht sich ein Expertengremium vor allem für eine schnelle Einführung des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs aus. Demnach wird es künftig ein neues System geben, wie und in welchem Umfang Leistungen bewilligt werden. "Das heutige Minuten-Diktat entfällt", sagte Gohde. Der neue Begriff biete die Chance, die Pflege neu zu gestalten und die Selbstständigkeit der Älteren zu fördern. Die Experten empfehlen einen "Hilfemix" aus Betreuung in Pflegeeinrichtungen, Nachbarschaftshilfen und Assistenzmodellen.

Das Positionspapier ist das Ergebnis einer vor einem Jahr ins Leben gerufenen Arbeitsgruppe. Beteiligt waren 25 Pflegeexperten aus Wissenschaft und Politik, von Wohlfahrts- und Trägerverbänden, Gewerkschaften und Pflegeeinrichtungen. Ziel war es, ein neues Pflegekonzept zu erarbeiten, das die Erhaltung der Selbstständigkeit und der Gesundheit Älterer sowie einen möglichst langen Verbleib der Pflegebedürftigen zu Hause ermöglicht.


Quelle:
epd , KNA , DR