Vor 750 Jahren Grundsteinlegung des Xantener Domes

Zu den Heiligen

Genau 750 Jahre liegt die Grundsteinlegung des Xantener Domes zurück. Als Jubiläumsgeschenk gibt es ein Papst-Wappen von großer Bedeutung und am Wochenende ein feierliches Pontifikalamt mit Bischof Genn.

Autor/in:
Alexander Brüggemann
Viktorschrein in Xanten (KNA)
Viktorschrein in Xanten / ( KNA )

"Ad sanctos"

Aus dem Mund älterer Niederrheiner klingt es bis heute nach: "Komm, wir fahren nach Santen." Santen? Xanten. So ist im Mittelalter der seltsame Ortsname mit dem X entstanden: "ad sanctos", zu den Heiligen, pilgerte man damals. Ad sanctos - Santen - Xanten.

Dort, wo laut Überlieferung der Märtyrer und römische Legionär Viktor begraben liegt, steht eine der zentralen Kirchen des Bistums Münster, ein weithin sichtbarer katholischer Leuchtturm in einem überwiegend protestantischen Territorium: Vor 750 Jahren, am 22. August 1263, wurde der Grundstein für den gotischen Chor der Stiftskirche St. Viktor gelegt. Aus diesem Anlass gibt es am Sonntag einen Festgottesdienst mit Münsters Bischof Felix Genn sowie einen Festakt mit Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD).

Am eigentlichen Tag der Grundsteinlegung sollte eine Pontifikalvesper mit Weihbischof Dieter Geerlings stattfinden. Am Ende der Vesper wird ein Wappen von Papst Franziskus I. über dem Portal am Kreuzgang enthüllt und gesegnet. Dieses Wappen erinnert an die Erhebung des Xantener Domes zur "Basilika Minor". Mit dem Ehrentitel können vom Papst herausragende Gotteshäuser ausgezeichnet werden. Im Jahr 1936 zeichnete Papst Pius XI. die ehemalige Stiftskirche St. Viktor Xanten mit dem Ehrentitel aus. Gewürdigt wurde dabei besonders die über Jahrhunderte währende Tradition der Verehrung christlicher Märtyrer und die Wallfahrt der Gläubigen nach Xanten. Äußeres Kennzeichen dieser Würdigung ist unter anderem das Wappen des jeweils amtierenden Papstes, das am Gotteshaus sichtbar angebracht werden kann. Angefertigt wurde das Franziskus-Wappen von der Dombauhütte Xanten.

Kölner Bauboom im Blick

Friedrich von Hochstaden hieß der Propst des Xantener Stifts, der den mächtigen Bau ins Werk setzte. Landläufig heißt es, er habe nicht hinter seinem Bruder Konrad, Erzbischof von Köln, zurückstehen wollen, der dort 15 Jahre zuvor den Grundstein für den gotischen Dom gelegt hatte. Doch es ging, so stellt der heutige Dompfarrer und Propst Klaus Wittke klar, weniger um persönliche Eitelkeit.

Vielmehr sollte Xantens Stellung als eines der führenden Stifte der Region auch architektonisch gefestigt werden. Es galt, sich im gotischen Bauboom des 13. Jahrhunderts nicht den Rang von Bonn oder Köln ablaufen zu lassen, den anderen Orten der Thebäischen Legion.

Legende des heiligen Viktors

Diese legendäre Legion aus dem 3./4. Jahrhundert bestand der Überlieferung nach aus christlichen Soldaten, die sich weigerten, gegen andere Christen zu kämpfen. Dafür erlitten sie und ihre Anführer auf ihrem Zug von St. Moritz bis ins Rheinland selbst als Glaubenszeugen das Martyrium - in Xanten laut der Legende die heiligen Viktor und Mallosus mit 330 Gefährten.

Seit dem 8. Jahrhundert ist in Xanten das Viktorstift verbürgt, das über weitreichenden Grundbesitz verfügte. Es ist vor allem diesem Wohlstand der Stiftsherren zu verdanken, dass der Kirchenbau noch vor der Reformation fertiggestellt war.

Renovierung eines Seitenschiffes zum Jubiläum

Heute obliegt es Dombaumeister Johannes Schubert und den fünf Mitarbeitern der Dombauhütte, das steinerne Gebirge mit schmalem Budget instand zu halten. Zum Jubiläumsjahr wurden das nördliche Seitenschiff umfassend renoviert und die spätmittelalterlichen Kirchenfenster isolierverglast. Zudem wurde das alte Uhrwerk von 1556 im Westbau, eines der ältesten in Deutschland, in zweijähriger Arbeit von zwei Rentnern instand gesetzt.

Bei Bombenangriffen im Februar 1945 fielen weite Teile des Doms in Schutt und Asche. Zum Abschluss des Wiederaufbaus wurde 1966 die Krypta als Gedenkstätte für die lokalen Märtyrer des Nationalsozialismus eingerichtet: die seligen Karl Leisner und Nikolaus Groß, Gerhard Storm, Heinz Bello und andere. Seit der berühmten Xantener Predigt von Bischof Clemens August Graf von Galen, der 1936 der Gottlosigkeit der NS-Regierung den Mut und das Beispiel frühchristlicher wie zeitgenössischer Glaubenszeugen entgegenstellte, gehört dieses Gedenken fest zur Theologie des Xantener Doms.

Wittke: "Die Pilger und die Heiligen, die Lebenden und die Verstorbenen, die Bekenner von heute und von einst bilden eine Gemeinschaft im Gebet."

Große Viktortracht mit Kardinal Meisner

Dieser Tage beschäftigt den Propst und Baumeister Schubert auch ein sehr praktisches Problem: Zum Jubiläum veranstaltet Xanten am 13. Oktober wieder die "Große Viktortracht" - eine Festprozession mit dem mittelalterlichen Schrein des Heiligen, wie sie nur wenige Male im Jahrhundert stattfindet. Dazu muss der rund 100 Kilo schwere Schrein aus seiner Verankerung im Hochaltar gelöst und auf die Schultern der Träger abgelassen werden.

Der Prozessionsweg bis hoch zum Fürstenberg - dem legendären Ort des Martyriums der Thebäer - muss frei von Stolperfallen sein. Und dann ist da noch das Wetter. Doch darüber macht sich der Propst die wenigsten Sorgen: "Wir haben doch hier 48 Ordensfrauen, die ständig für uns beten."

Mehrere tausend Teilnehmer werden erwartet, darunter die Kardinäle von Köln und Utrecht, Erzbischof Joachim Kardinal Meisner und Erzbischof Wim Kardinal Eijk.

Der Papst hatte Kardinal Meisner zu seinem Sondergesandten für die Feierlichkeiten in Xanten ernannt. domradio.de überträgt am 13. Oktober live aus Xanten.


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