Soldatenwallfahrt in Lourdes im Schatten einer aktuellen Krise

Viel Beifall für die wenigen Ukrainer

Mit rund 700 Soldaten aus Deutschland hat sich Militärbischof Franz-Josef Overbeck auf die diesjährige Soldatenwallfahrt nach Lourdes gemacht. Den Weg nach Frankreich haben auch einige Soldaten aus der Ukraine gefunden. Sie erfahren Solidarität.

Autor/in:
Andreas Otto
Bischof Overbeck in Lourdes (KNA)
Bischof Overbeck in Lourdes / ( KNA )

Es sind diesmal nur fünf Soldaten. Fünf von insgesamt rund 10.600. Doch als die Mini-Abordnung aus der Ukraine beim Begrüßungsabend in die fußballfeldgroße unterirdische Basilika Pius X. in Lourdes einzieht, brandet demonstrativer Beifall auf - Solidarität bei der diesjährigen Internationalen Soldatenwallfahrt in Lourdes mit einem von Gewalt betroffenen Land.

Der aktuelle Krisenherd bleibt nicht außen vor bei dem Treffen der Militärangehörigen aus rund 30 Staaten - darunter auch afrikanische Länder wie die Elfenbeinküste oder asiatische wie die Philippinen. Bei allem Ernst der Lage ist die Wallfahrt aber ein fröhliches Fest.

Die Soldaten, darunter 700 aus Deutschland, versetzen das kleine Städtchen an der Gave in einen Ausnahmezustand. Immer wieder ziehen Militärkapellen mit ihren bunten Uniformen durch die Gassen und machen Lourdes visuell und akustisch zu ihrer Stadt. Ein bisschen Schützenfest halt.

Nicht alle haben kirchlichen Background

Das hält die anderen Pilgergruppen aber nicht davon ab, auch ihr Programm durchzuziehen - etwa an der Grotte zu beten, wo dem Mädchen Bernadette vor mehr als 150 Jahren mehrfach Maria erschienen sein soll. Über dem Gelände schwebt eine beständiger Klangteppich - hervorgebracht von Hunderten von Betern, die wieder und wieder in das "Ave Maria" einstimmen. In Lourdes wirkt die katholische Welt noch in Ordnung und unangefochten.

Das heißt aber nicht, dass die deutschen Soldaten allesamt nahtlos darin aufgehen. Nicht alle haben den kirchlichen Background wie etwa der freiwillig Wehrdienstleistende aus Hammelburg, der Messdiener war und in der dortigen Marienkapelle sogar einen Bezug zur Frömmigkeit in Lourdes fand. Ein Oberfeldwebel ist mitgefahren, um Abwechslung vom Alltag zu suchen und sich auf eine für ihn "sehr fremde" Welt einzulassen.

Schon zum vierten Mal dabei ist Peter Prasatko aus Leipzig, obwohl er weder katholisch noch getauft ist. Der 31-Jährige berichtet von dem Franzosen, der ihm "seine halbe Lebensgeschichte erzählt hat". Dieser "Kontakt mit anderen Nationen" und die gute Stimmung findet er gut.

Beeindruckt hat ihn, wie hier in Lourdes mit Kranken umgegangen wird. Er selbst hat sich wie manch andere Soldaten bereit gefunden, Behinderte in den für Lourdes typischen dreirädigen Rollstühlen zu begleiten - und denkt dabei an seinen querschnittsgelähmten Opa. "Diese Leute finden hier in Lourdes Beachtung." Inklusion auf katholisch.

Predigt gegen den Egoismus der Staaten

Während Prasatko die religiösen Riten mit Distanz beobachtet, hat die Soldatin Christina Zipp einen näheren Zugang zum Glauben gefunden. Bei einem Gottesdienst im Zeltlager in den Hügeln oberhalb des Ortes empfängt die 30-Jährige von Militärbischof Franz-Josef Overbeck die Taufe. Nach einem Einsatz in Afghanistan, wo sie die latente Gefahr von Anschlägen spürte, hat sie Gespräche mit einem Militärseelsorger begonnen. Skandale wie der um den früheren Limburger Bischof haben sie nicht davon abgehalten, sich auf die Kirche einzulassen. "In allen großen Institutionen kommen Fehler vor - auch in der Bundeswehr."

In seiner Predigt ruft Overbeck dazu auf, den Egoismus zu überwinden. Damit spricht er nicht nur die persönliche Lebensführung an. Mit Blick auf den vor 100 Jahren begonnenen Ersten Weltkrieg und aktuelle kriegerische Auseinandersetzungen wendet er sich gegen den "Egoismus der Staaten". Damit meint er einen Nationalismus, der andere Völker und Kulturen abwertet. Da ist sie wieder in den Köpfen, die Ukraine.

Mit einer gelb-blauen Landesflagge machen bei der abendlichen Lichterprozession Wallfahrer aus dem Land auf sich aufmerksam. Um sie kümmert sich Pilgerführer Pascal Rea. In diesem Jahr kann er seine Sprachkenntnisse nur eingeschränkt anwenden. Denn aus der Ukraine treffen derzeit wenige Gruppen ein. Nicht nur die sonst große Soldatengruppe ist auf wenige Teilnehmer zusammengeschmolzen.


Quelle:
KNA