Ex-Umweltminister Töpfer: Nicht nur Reden, sondern Handeln

Bilanz wird in Leipzig gezogen

Nicht nur schöne Worte, sondern konkrete Taten fordert der frühere Bundesumweltminister Klaus Töpfer vom Katholikentag. Handlungsbedarf sieht er etwa beim Umgang mit Lebensmitteln. Millionen landeten jedes Jahr auf dem Müll.

Blick in eine Mülltonne (dpa)
Blick in eine Mülltonne / ( dpa )

domradio.de: "Armut ist Gift" zu diesem Thema haben Sie hier Ihre Rede gehalten, die eher ein Appell war. Was hat das für Sie mit dem Katholikentag zu tun?

Klaus Töpfer (früherer CDU-Umweltminister und Direktor des Potsdamer Umweltinstituts IASS): Ich glaube, die katholische Kirche hat zu Recht den Anspruch, eine globale Botschaft den Menschen nahe zu bringen. Wir dürfen nicht übersehen, dass sich das nicht in Worten erschöpft, sondern dass sich dieses in Taten niederschlagen muss. Das hat etwas zu tun mit der Frage, wie wir selbst leben. Das hat etwas zu tun, wie wir unseren Wohlstand von anderen bezahlen lassen, weil wir die Kosten abwälzen. Das in einem Kirchentag anzusprechen, der unter dem Motto steht "Mit Christus Brücken bauen" war zwingend notwendig. Ja, das ist ein Apell, ja, das ist hoffentlich nicht folgenlos.

Obwohl man sich auch nicht zu viel Hoffnung machen kann. Das Verhalten von Menschen zu verändern, ist sehr schwierig.

domradio.de: Sie sagen es selbst, so etwas darf nicht folgenlos bleiben. Drei Tage Katholikentag - es wird viele Reden geben, viele Appelle geben, aber es muss auch Handfest werden, es müssen auch Taten folgen. Wie kann das denn aussehen? Applaus für Ihre Rede reicht doch nicht aus.

Töpfer: Das reicht sicherlich nicht aus. So eitel bin ich selbst im Alter nicht geworden, den Applaus als Gradmesser für mich selbst zu nehmen. Nein. Ich glaube, wir müssen uns immer und immer wieder etwas deutlicher klar machen, was bleibt denn von einem solchen Katholikentag, wenn er beendet ist? Gibt es so etwas, wie neue Partnerschaften? Neue Brücken, die gebaut worden sind? Kann man das irgendwo belegen? Kann man das weiterverfolgen? Berichten wir beim nächsten Kirchentag darüber, was daraus geworden ist! Ich glaube, wir müssen da sehr sehr konkret werden können, denn sonst wird es eine schöne Routine. Man findet es immer wieder großartig, dass man alte Freunde sieht und dass man sich im gemeinsamen Glauben wiederfinden kann, aber wir sind in einer Welt, in der gehandelt werden muss, weil andere auch Handeln. Es bleibt ja nicht stehen und wir sehen, dass unsere Werteordnung, unsere Wertvorstellungen keineswegs schon so etwas wie eine Globalisierungswirkung haben. Da müssen wir sehr viel tun, andere werden dieses Vakuum sonst ausfüllen.

Ich bin sehr daran interessiert, dass man mal so etwas wie "Vorher – Nachher" macht. Was tun wir in unserem eigenen Land? Können wir uns damit abgeben, dass in allen Städten Tafeln sind, weil es viele Menschen gibt, die sich nicht sonst ernähren können und gleichzeitig werfen wir zehn Millionen Tonnen Lebensmittel jedes Jahr weg? Das sind alles Dinge, die wir bei uns ändern können. Das heißt Brücken bauen für mich.

domradio.de: Das wäre doch eine tolle Idee, wenn wir beim nächsten Katholikentag in Leipzig sagen: Gucken wir mal nach, was ist aus unseren Ideen und Projekten geworden?

Töpfer: Ich glaube, das macht eigentlich jeder, der sich etwas vornimmt, der sagt, wir machen ein Monitoring, wir überprüfen mal, war das was oder ist das untergegangen? Das ist sicher eine Herausforderung, die schnell gesagt worden ist. Es kommen viele, viele Menschen hierher. Man muss sich darum kümmern, dass wir hier eine Diskussionskultur haben, dass wir die Menschen zusammenbringen. Das kann es aber nicht alleine sein, es muss darüber hinausgehen und wir brauchen Selbstverpflichtungen zum Handeln.

Das Interview führte Johannes Schröer


Klaus Töpfer (dpa)
Klaus Töpfer / ( dpa )
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DR