CSU-Politiker Singhammer im Interview

Christenverfolgung mitten in Deutschland

Anstatt in Deutschland endlich in Sicherheit vor islamistischen Terrormilizen zu sein, werden immer mehr orientalische Christen, die nach Deutschland geflohen sind, auch immer noch von radikalen Islamisten bedroht. Wer zu Deutschland dazugehören will, muss auf dem Boden des Grundgesetzes stehen, sagt CSU-Politiker Johannes Singhammer.

Asylbewerberheim in Leverkusen  (dpa)
Asylbewerberheim in Leverkusen / ( dpa )

domradio.de: Gibt es Ihrer Meinung nach ein Problem in Deutschland mit dem Toleranzdenken, insbesondere von Muslimen gegenüber Andersgläubigen?

Johannes Singhammer: Man muss bei Pauschalitäten vorsichtig sein. Aber eines darf nicht sein, dass gerade aktuell Flüchtlinge zu uns kommen, die im Nahen Osten, im Irak oder in Syrien, als Täter in Erscheinung getreten sind und dann hier andere Flüchtlinge, die flüchten mussten, weil sie oder Familienangehörige bedroht oder umgebracht worden sind, weil sie beispielsweise Christen waren, dann diese Täter sich hier ebenso in Deutschland aufhalten, wie die Opfer, und dann diese Opfer dann auch noch verspotten und verhöhnen. Das geht unter keinen Umständen.

domradio.de: Mit mehr als drei Millionen Menschen sind Muslime so etwas wie die Zukunft dieses Landes. Aiman Mazyek, der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, hat zuletzt in einem Interview in der Süddeutschen Zeitung dafür geworben, dass Muslime selbstkritischer sein müssten. Ist da Ihrer Meinung nach etwas dran?

Singhammer: Ich glaube, dass es ganz einfach ist: Wer zu Deutschland dazugehören will, muss auf dem Boden des Grundgesetzes stehen. Das ist ganz entscheidend, das ist die Grundlage des Zusammenlebens bei uns. Zu der Grundlage des Zusammenlebens zählt insbesondere die Religionsfreiheit. Und ein Bestandteil der Religionsfreiheit ist die Freiheit, auch den Glauben zu wechseln, d.h. einen anderen Glauben anzunehmen, beispielsweise den christlichen Glauben.

domradio.de: Toleranz gegenüber Andersdenkenden und Gläubigen lernt man nur in einer pluralistischen Gesellschaft. Meinen Sie, dass dieses Thema ausreichend behandelt wird derzeit in Deutschland, bei Zuwanderern insgesamt, aber insbesondere bei denen aus Ländern mit autoritären Regierungssystemen?

Singhammer: Für die Zustände oder Verhältnisse außerhalb Deutschlands können wir keine Verantwortung übernehmen. Im Gegenteil, es macht uns sehr besorgt, wie Konflikte dort ausgetragen werden, gerade wenn man an Syrien oder Irak ganz aktuell denkt, wo offensichtlich Menschen, weil sie nicht einer bestimmten islamischen Glaubensrichtung angehören, vertrieben oder gar getötet werden. Da sind die Möglichkeiten Deutschlands begrenzt. Wir können einen Teil der Flüchtlinge aufnehmen, aber klar ist, jeder, der in Deutschland Aufnahme findet, muss sich an die grundlegenden Formen des Zusammenlebens halten, wie sie in Deutschland gelten, sonst kann er nicht dauerhaft hierbleiben.

domradio.de: Meinen Sie, in Deutschland wird schon genug getan, um Deutschen, aber auch Einwanderern, das Konzept von Pluralität und Demokratie wirklich klar zu machen?

Singhammer: Ich glaube, dass es verbesserungsfähig ist, diese Grundlagen auch darzulegen. Wir müssen uns an klassischen Einwanderungsnationen wie die Vereinigten Staaten von Amerika orientieren. Da wird ein entsprechendes Bekenntnis zu den Grundwerten verlangt: Wer hier dauerhaft leben will, muss sich dazu bekennen, das heißt er muss vorher auch Kenntnisse haben, was freiheitliches und tolerantes Zusammenleben bedeutet, sonst kann er auch in Amerika nicht bleiben.

domradio.de: Meinen Sie, dieses Problem besteht nur bei Einwanderern oder besteht das im Prinzip auch bei einem Teil der eingesessenen Bevölkerung?

Singhammer: Ich glaube, es ist immer eine Aufgabe für unsere Art des Lebens und des Lebensstils, zu werben und zu informieren, aber auch klar zu machen, was die Konsequenzen sind, wenn man sich nicht dran hält. Deutschland hat historische Erfahrungen gemacht, die uns ganz klar dazu verpflichten, Menschenwürde zu achten, unabhängig von Religion und Zugehörigkeit. Das müssen wir auch erwarten von denjenigen, die dauerhaft in Deutschland dazugehören wollen. Sie müssen auch diese Art des grundsätzlichen Umgangs miteinander bei Beachtung der Menschenwürde und der Religionsfreiheit einhalten.

domradio.de: In Frankreich hat es in den vergangenen Wochen immer wieder ziemlich heftige Angriffe gegenüber Synagogen und jüdischen Einrichtungen gegeben. Wie können wir es in Deutschland schaffen, dass wir nicht ähnliche Probleme haben, dass wir uns also nicht externe Probleme importieren?

Singhammer: Es gibt kein Interesse Deutschlands, tiefgreifende, gerade auch religiöse oder politische Konflikte, zu importieren. Wir haben schon genug mit unseren eigenen Problemen zu tun. Und deshalb heißt es, sehr zurückhaltend zu sein, gerade auch was die Vergabe mit der deutschen Staatsangehörigkeit betrifft. Wir dürfen die Staatsangehörigkeit nicht Menschen verleihen, bei denen die Gefahr besteht, dass sie dann später in den Konflikten im Nahen Osten selbst als dschihadistische Kämpfer eingreifen, das ist ja auch nicht im deutschen Interesse. Generell gilt es ganz klar zu sagen: Wir wollen, dass Menschen jüdischen Glaubens bei uns willkommen sind, dass sie sich sicher fühlen, und ich glaube, das ist auch, was die Politik betrifft, in den vergangenen Tagen sehr einstimmig der Fall gewesen. Ich würde mir aber auch wünschen, dass von den muslimischen Verantwortungsträgern auch ein ganz klares Bekenntnis ausgesprochen wird. Das kann gar nicht oft genug der Fall sein. Ich denke, dass das notwendig ist, auch für ein gutes Zusammenleben.

domradio.de: Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview hat Christian Schlegel geführt.  


Quelle:
DR