Kritik in der Familiensynode am Zwischenbericht

"Manchmal geht es auch rau zu"

Als "gute Form von Streit" beschreibt Vatikanjournalist Bernd Hagenkord die Synodendebatte nach dem Zwischenbericht. Er beobachtet die Sitzungen. Unzufrieden mit der Rezeption des Berichts ist Kardinal Napier aus Südafrika.

Kardinal Napier (KNA)
Kardinal Napier / ( KNA )

"Manchmal geht es auch rau zu", beschreibt Hagenkord in seinem Blogeintrag die Stimmung rund um die Synode. Doch das gelte vorallem in der Öffentlichkeit. In den Kleingruppen herrsche eher ein konzentriertes und dichtes Arbeiten, "aber auch hier sind nicht immer alle gleich derselben Meinung". Hagenkord darf sich als Beobachter zu konktreten Inhalten der Synodendebatten nicht äußern. Er zeigt sich jedoch positiv überrascht über den Zwischenbericht von Montag.  Vor der Synode habe er vor zu großen Hoffnungen gewarnt, "damit lag ich falsch". Seit Montag liege ein Papier auf dem Tisch, das eine Sprache pflegt, "wie wir sie zuletzt in Evangelii Gaudium gehört haben", schreibt Hagenkord. Er gibt jedoch zu bedenken, dass es sich bei dem Zwischenbericht nicht um einen endgültigen Text handelt, sondern um einen Vorbereitungstext für 2015.

Teilnehmer fordern deutlichere Worte zur Ehe und Treue

Unter den Teilnehmern der vatikanischen Bischofssynode zu Ehe und Familie gibt es Kritik an dem am Montag veröffentlichten Zwischenbericht. Einige Redner hätten deutlichere Worte zur Unauflöslichkeit des Ehesakraments angemahnt, hieß es am Dienstag in einer Erklärung des Vatikan. Der Text konzentriere sich zu sehr auf die Situation unvollkommener Ehen und stelle zu wenig die Schönheit der lebenslangen Treue heraus.

Die Kritiker warnten laut Erklärung vor einer "Verwirrung" durch den Begriff der "Gradualität". Damit bezeichnet der Zwischenbericht die Möglichkeit, dass auch viele nicht der katholischen Lehre entsprechende Partnerschaften, etwa von wiederverheirateten Geschiedenen, sittlich wertvoll sein könnten. Deren Wiederzulassung zur Kommunion könne schnell zur Regel werden, befürchten die Kritiker. Sie bemängeln außerdem, dass der Begriff der Sünde in der sogenannten Relatio so gut wie gar nicht vorkomme, und warnten dabei vor einer Annäherung an den Zeitgeist.

Willkommene Homosexuelle

Als weiteren Kritikpunkt nannte die Vatikan-Erklärung die entgegenkommenden Ausführungen des Zwischenberichts über Homosexuelle. Die Kirche müsse diese Menschen willkommen heißen, aber "mit der richtigen Vernunft", hieß es. Es dürfe nicht der Eindruck entstehen, die Kirche vertrete eine positive Wertschätzung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften.

Der ungarische Kardinal Peter Erdö, der als Generalrelator der Synode für den Zwischenbericht verantwortlich ist, hatte nach der Aussprache der Synodalen über den Text am Montag mitgeteilt, unter den 41 Rednern seien 15 Kritiker gewesen.

Kardinal Napier ist unzufrieden mit Formulierungen

Der südafrikanische Kardinal Wilfrid Fox Napier äußerte bei einer Pressekonferenz im Vatikan Unmut über einzelne Formulierungen des Zwischenberichts. Zuweilen erwecke das Dokument den Eindruck, die Positionen seien Konsens der gesamten Synode. Napier betonte zwar, das Dokument stehe im Einklang mit der katholischen Lehre, sei aber nur ein Arbeitspapier, über das nun in den sogenannten kleinen Zirkeln intensiv diskutiert werde. Viele Medien berichteten aber so, als gebe es bereits Beschlüsse. Der Erzbischof von Durban leitet die Diskussion in einem der insgesamt zehn Sprachzirkel, die in dieser Woche über den Zwischenbericht debattieren und am Donnerstag vor dem Synodenpräsidium ihre Positionen vortragen.

Ein weiterer Moderator einer solchen Diskutantenrunde, Kurienkardinal Raymond Leo Burke, zeigte sich als scharfer Kritiker des Synodenverlaufs. Die Informationspolitik über die Bischofsversammlung werde in eine Richtung manipuliert, sagte der Präfekt der Apostolischen Signatur der italienischen Tageszeitung "Il Foglio". Er sehe die Gefahr, dass mit dieser Synode eine neue Praxis in der Pastoral durchgesetzt werden solle, die mit der katholischen Lehre nicht vereinbar sei.

Kardinal Marx lobt Synodendiskussion

Eine positive Halbzeitbilanz der Weltbischofssynode zog indessen der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx.

"Wir haben bisher eine offene und ehrliche und in den Themen breitgefächerte Diskussion erlebt", heißt es in einer am Dienstag in Bonn verbreiteten Erklärung. 

Es gebe durchaus Spannungen zwischen denjenigen Synodenteilnehmern, die "die Lehre ins Zentrum stellen und denen, die vom Leben der Menschen ausgehen", räumte Marx ein. "Ich hoffe sehr, dass wir mit einem starken, pastoral orientierten Zuspruch in die nächste Etappe gehen können." Jesus habe kein Gesetzbuch geschrieben, sondern Wege zum Leben gezeigt.

Das Schlussdokument der Außerordentlichen Synode zu Ehe und Familie soll am Samstag per Abstimmung verabschiedet werden. Es bildet die Grundlage für die Vorbereitung der zweiten, Ordentlichen Synode zu dem Thema im Herbst 2015.


Der Papst mit Synodenteilnehmern (KNA)
Der Papst mit Synodenteilnehmern / ( KNA )
Quelle:
DR , KNA