domradio.de: Herr Kardinal, wollen Sie mit dem Besuch ein Zeichen setzen?
Kardinal Woelki: Mir ist wichtig, zu zeigen, dass für unser Erzbistum das ökumenische Miteinander wichtig ist und dass es ein wichtiges Anliegen des Zeiten Vatikanischen Konzils war, den Weg der Ökumene weiter zu beschreiten. Das wollen wir auch hier in Köln tun. Als ich vor fünf Wochen nach Köln zurückgekommen bin und meine Amtseinführung hatte, war seitens des Bistums gewünscht worden, dass wir ein ökumenisches Zeichen setzen. Da habe ich auch sehr schnell gesagt, es wäre doch eine gute Gelegenheit, am Reformationstag den Gottesdienst mit den evangelischen Christen zu feiern bzw. ihn zu besuchen und dort dann auch ein Grußwort zu sprechen.
domradio.de: Gab es Kritik an dieser Entscheidung?
Kardinal Woelki: Bei mir ist jedenfalls nichts angekommen. Ich weiß es nicht, es wird sicherlich auch einige geben, denen das nicht so sehr gefällt.
domradio.de: Können Katholiken diesen Tag überhaupt feiern?
Kardinal Woelki: Für uns ist das ein Tag des Schmerzes, denn was sollen wir feiern? Es ist der Tag, an dem noch einmal deutlich wird, dass die Christenheit sich getrennt hat, dass sie zertrennt ist. Und wir werden schmerzlich daran erinnert, dass wir dem Auftrag Jesu, nämlich eins zu sein, untreu geworden sind durch unser Tun und dadurch, wie wir das Evangelium eben nicht gelebt haben, so dass es zu dieser Trennung gekommen ist. Ich denke, wir können diesen Tag "feiern" und mitbegehen, wenn wir daran denken, was Präses Schneider beim Papstbesuch in Erfurt gesagt hat: Nämlich, dass die Reformatoren die Reformation immer auch verstanden haben als eine Umkehr der Kirche hin zu Christus. Und das ist natürlich etwas, was uns verbindet: ein gemeinsames Bekenntnis zu Christus, ein gemeinsames Bekenntnis, dass wir Sünder sind, dass wir "ecclesia semper reformanda" sind.
Das Interview führte Ingo Brüggenjürgen.